Firma Kolb will Maulkorb verhängen

Berlin (taz) - Lieferte die Firma Karl Kolb in Dreieich bei Offenbach dem Irak chemische Anlagen, in denen Giftgas für den Golfkrieg produziert wird? Diese Frage stand gestern im Hintergrund einer mündlichen Verhandlung vor dem Bonner Landgericht. Die Firma Kolb hatte eine einstweilige Verfügung gegen den Vorstand der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ und deren Nahost– Referenten Sternberg–Spohr beantragt, entsprechende Äußerungen künftig zu unterlassen. Die Verhandlung wurde auf Dienstag kommender Woche vertagt. Im Rahmen ihrer Kampagne für eine Beendigung des Golfkrieges und deutscher Waffenlieferungen an Iran und Irak hatte die „Gesellschaft“ unter anderem auf ein Beispiel verwiesen, über das in der internationalen Presse bereits zuvor berichtet worden war. Diesen Berichten zufolge hat die Fa. Kolb und ihr Partner Pilot Plant dem Irak zwei Anlagen zur Herstellung von Pestiziden geliefert, in denen Giftgas produziert wird. Die „Gesellschaft“ hatte in einem Infoblatt in diesem Zusammenhang darauf verwiesen, daß zwischen dem 16. und 22. April 87 im Norden des Landes mehrere Dutzend kurdische Dörfer mit Senfgas und Tabun von der irakischen Luftwaffe bombardiert worden waren. Die Firma streitet ab, Anlagen geliefert zu haben, die der Produktion chemischer Kampfstoffe dienen. bs