Verteidigeroffensive im Demjanjuk–Prozeß

■ Der Verteidiger des mutmaßlichen SS–Wachmanns des KZ Treblinka stellt Demjanjuk als Opfer eines sowjetischen Betrugs dar

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Auch unter Führung des israelischen Rechtsanwalts Joram Scheftel bleibt die Verteidigungslinie im Prozeß gegen John Demjanjuk, wie sie zu Beginn des Verfahrens im Februar festgelegt worden war: in den entscheidenden Monaten zwischen dem Sommer 42 und dem Sommer 43, als „Iwan der Schreckliche“ im Konzentrationslager Treblinka wütete, befand sich der nun angeklagte Demjanjuk in deutscher Kriegsgefangenschaft im polnischen Chelm und wurde dann für Wlassows „Befreiungsarmee“ geworben, in der er bis Kriegsende gedient haben will. Vom Verteidiger befragt, erklärte Demjanjuk, nie in Treblinka oder Sobibor gewesen zu sein. Nachdem Demjanjuk den Bericht über sein Leben beendet hatte, begann das Kreuzverhör durch die Anklage, die beweisen muß, daß Demjanjuk entgegen seinen Beteuerungen identisch mit Iwan dem Schrecklichen ist. Verteidiger Joram Scheftel leitete das Verhör Demjanjuks mit einer langen Rede ein, in der er sich für die unnötigen Kreuzverhöre entschuldigte, denen jüdische Zeugen der Anklage durch die Verteidigung ausgesetzt worden waren. Danach ging er auf die deutsch– russischen Beziehungen ein. Seine Ausführungen zielten darauf ab, die sowjetische Politik als systembedingt betrügerisch darzustellen und damit zu „beweisen“, daß das Identitäts–Dokument, das die Sowjetunion der Anklage zur Verfügung gestellt hat und welches die Identität Demjanjuks mit Iwan dem Schrecklichen nachweist, eine Fälschung des KGB–Geheimdienstes ist.