Kat: Bayern–TÜV bestätigt Tricks

■ Prüfer bemerkten „deutliche Erhöhung“ bei Schadstoffen / Trickschaltung bei „Vollast“

Berlin (taz) - Der TÜV Bayern hat nach neuen Untersuchungen die Manipulationen an geregelten Drei–Wege–Katalysatoren bestätigt. Durch Schaltvorrichtungen, die bei den einzelnen Auto–Typen mit unterschiedlichen Techniken arbeiten, werde die Lamda–Regelung des Kat außer Kraft gesetzt. Daran gebe es keinen Zweifel, sagte der mit den Untersuchungen befaßte TÜV–Experte Neppel. Die Überwacher aus München führten ihre Kat–Tests diese Woche im Auftrag des Bayerischen Rundfunks durch. Mit Rücksicht auf die Auftraggeber wollte der TÜV keine Einzelergebnisse der Schadstoff– Messungen mitteilen. Allerdings stellte er „deutliche Erhöhungen bei Kohlenmonoxid und Kohlenwasserstoff“ fest. Der Bayern– TÜV hatte dieselben Untersuchungen zuvor schon für den ADAC angestellt, der über die Ergebnisse bis heute nicht berichtet hat. Die von Umweltminister Töpfer in Auftrag gegebene Untersuchung von Kat–Fahrzeugen durch das Kraftfahrtbundesamt (KBA) läuft unterdessen weiter. Das KBA hat wiederum den TÜV in Essen mit den Messungen beauftragt. Schon nach der Untersuchung eines einzigen Fahrzeugs - eines Opel „Omega“ - hatten KBA und TÜV am Dienstag die Kritik an den manipulierten Katalysatoren zurückgewiesen und erklärt, daß der Opel–Kat „voll wirksam“ sei und der „Omega“ Grenzwerte und Abgas–Vorschriften einhalte. Inzwischen ergibt sich folgendes Bild: Die Trick–Schaltungen, die den Kat bei Vollast (hohe Geschwindigkeiten etc.) in seiner Funktion reduzieren, werden von keiner Seite mehr bestritten. Kommentar Seite 4 Interview Seite 5 Der Häuptling singt immer am schönsten Afrikanische Weisheit Auch der erhöhte Schadstoff–Ausstoß in diesem Betriebszustand wird eingeräumt. Das KBA hält die Trick–Schaltungen dennoch für rechtlich zulässig, weil der erhöhte Schadstoff–Ausstoß bei Vollast durch den sehr viel niedrigeren Ausstoß im Normal–Betrieb des Fahrzeugs „ausgeglichen“ wird. Die vorgeschriebenen Grenzwerte gelten, so die KBA– Präsidentin Emmerich zur taz, außerdem nur für einen fest vorgeschriebenen Fahrzyklus, in dem nur bis 97 km/h gemessen wird. Die Grünen, die den Kat–Skandal ins Rollen brachten, sehen sich durch die Meßergebnisse von KBA/TÜV Essen dennoch bestätigt. Ihr Abgeordneter Jochen Brauer: „Wir haben nie behauptet, daß der Katalysator durch die Manipulation im Vollast–Bereich unwirksam wird. Vielmehr wurde aufgedeckt, daß die Lambda– Sonde, die die Gemischregelung mißt, abgeschaltet wird. Dadurch wird der Katalysator in seiner Funktion beeinträchtigt und das System „geregelter Dreiwegekatalysator“ außer Kraft gesetzt. Aus dem geregelten wird damit ein ungerelgelter Katalysator. Als Konsequenz steigen die Werte für Kohlenmonoxid und Kohlenwasserstoffe drastisch an“. Dem KBA werfen die Grünen wiederum „Rechtsbeugung“ vor. Damit wolle man dem Bürger weismachen, es käme lediglich auf die Einhaltung innerhalb des begrenzten Testzyklus an. In der Straßenverkehrszulassungsordnung stehe aber unmißverständlich, daß die emissionsmindernden Maßnahmen im gesamten Geschwindigkeitsbereich wirksam sein müßten. Das KBA bestreitet diese Vorschrift zwar nicht, beruft sich aber auf einen „störungsfreien Betrieb“, der durch den Kat nicht beeinträchtigt weren dürfe. Dies stehe ebenfalls in den Zulassungsbestimmungen. Bei Vollast benötige der Motor eine bessere Kühlung und damit auch mehr Sprit. Daher sei die erhöhte Spritzufuhr gerechtfertigt. Zudem bedeute dies eine Sicherheitsreserve durch „frei werdende PS“. Warum aber, so die Kritiker der Kat–Manipulation, gibt es dann überhaupt Fahrzeuge, die ohne die Trickschaltung auskommen, auch im Vollast–Bereich? Manfred Kriener