Teheran droht Rache für Tote in Mekka an

■ Iranischer Parlamentspräsident Rafsanjani ruft zum Sturz der saudischen Dynastie auf / Saudi–Arabien spricht von 402 Toten und 649 Verletzten in Mekka

Berlin (afp/ap/taz) - Zwei Tage nach den schweren Zusammenstößen zwischen iranischen Pilgern und saudi–arabischen Polizisten in Mekka sind gestern mehrere Millionen Menschen einem Aufruf der Regierung in Teheran zu Protestkundgebungen gefolgt. Parlamentspräsident Rafsanjani rief zum Sturz der saudischen Dynastie auf, um die Toten von Mekka zu rächen. Bei den Vorfällen in Mekka am Freitag waren saudischen Angaben zufolge 402 Menschen getötet und 649 verletzt worden. Saudischen Angaben zufolge kamen die Pilger ums Leben, als eine Panik in der Menschenmenge ausbrach. Schüsse seien nicht gefallen. Der iranische Innenminister Mohtaschemi schrieb in einem Telegramm an seinen saudischen Amtskollegen Prinz Abdul Aziz, er halte ihn und die saudische Regierung für den Tod der Pilger für „unmittelbar verantwortlich“. Die saudischen Sicherheitskräfte hätten auf Befehl der USA Hunderte von Pilgern getötet. Die iranischen Freiwilligenkräfte würden das Blut der Pilger an den amerikanischen Streitkräften im Persischen Golf rächen, schrieb der Minister. Die iranische Regierung hatte am Samstag eine Untersuchungskommission nach Saudi–Aarabien geschickt, die jedoch noch am selben Tag unverrrichteter Dinge zurückkehrte. Die hochrangige Delegation sollte sich an Ort und Stelle über die „Massaker“ informieren. Nach iranischer Darstellung wurde ihr die Einreise verweigert. Saudischen Angaben zufolge wollte man die Abordnung zunächst einreisen lassen in der Annahme, sie wolle sich bei der saudischen Regierung für das Verhalten der iranischen Pilger entschuldigen. Das iranische Gesuch, eine Untersuchung einzuleiten, habe jedoch gegen die „Souveränität des Königreiches und gegen die Sicherheit des Landes und der Pilger“ verstoßen. bs Siehe Tagesthema Seite 3