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Türkei: Polizei schlägt zu

■ Sitzstreik der Familienangehörigen von hungerstreikenden politischen Gefangenen in den Knästen mit brutalem Polizeieinsatz beendet / 27 Personen verhaftet

Aus Istanbul Ömer Seven

„Unter Schlägen und Fußtritten hat die Polizei die Menschen in die Wagen gezerrt. Alte Frauen haben sie an den Haaren auf den Boden gezogen.“ So berichtete ein Augenzeuge gegenüber der taz vom brutalen Einsatz der Polizei gegen Familienangehörige politischer Gefangener in den türkischen Gefängnissen. Sie wollten am Freitag mit einem Solidaritätshungerstreik die Forderungen der rund 500 politischen Gefangenen unterstützen, die seit mehreren Wochen mit einem Hungerstreik gegen die Haftbedingungen protestieren. „Die Menschenwürde wird die Folter besiegen“, riefen sie beim Abtransport. Gegenüber Zeitungsfotografen drohte die Polizei mit Schußwaffengebrauch. Bei der Aktion wurden insgesamt 27 Personen verhaftet. Die protestierenden Familienangehörigen hatten das brutale Durchgreifen der Polizei und mehrjährige Gefängnisstrafen, die ihnen wegen Durchführung einer illegalen Versammlung drohen, in Kauf genommen, als sie die Aktion trotz Aufforderung der Polizei nicht beendeten. „Wir können doch nicht zusehen, wie unsere Kinder zugrunde gerichtet werden“, begründete voller Entsetzen eine Frau auf einer Samstag abend einberufenen Pressekonferenz die Protestaktion. Allein im Zuchthaus Bayrampascha befinden sich 49 politische Gefangene den fünfundzwanzigsten Tag im Hungerstreik. Mit Schlägen wurden sie zur Zwangsernährung im Gefängnisspital getrieben, und der Gefängnisarzt Kemal Naldemirci hat sie in der isolierten Station neben TBC–Kranken anketten lassen. Auch der Sitzstreik vor dem Justizministerium in Ankara ist inzwischen von der Polizei aufgelöst worden. Der Streik in Ankara hatte den ganzen Freitag gedauert. Unbeeindruckt von den Ereignissen erklärt der türkische Justizminister Oltan Sungurlu: „Die türkischen Gefängnisse sind die besten der Welt.“

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