Weltschmerz bei 2.000 Forschern

■ Im Congreß–Centrum Hamburg tagt der Schmerz–Weltkongreß / Schmerz weltweit ein „Stiefkind“ der medizinischen Betreuung / Mangelnde Forschung und Ausbildung

Aus Hamburg Gabi Haas

Schmerz - ob chronisch oder akut - gehört weltweit zu den Stiefkindern unter den medizinischen Problemen. Diese Auffassung äußerten gestern in Hamburg führende Schmerzforscher aus aller Welt. Etwa dreißig Prozent der Bevölkerung der industrialisierten Länder leide an immer wiederkehrenden Schmerzen, zu deren häufigsten Erscheinungen Rücken– und Kopfschmerzen, vor allem aber auch Krebsschmerzen zählen. Rund 2.000 Forscher aus 58 Ländern wollen jetzt auf dem im Wissenschaftlerjargon sogenannten „Weltschmerz–Kongreß“ alle Aspekte des Schmerzes diskutieren, vom Rheuma bis zur Migräne, vom Schmerz bei Kindern bis zum altersbedingten Schmerz, von Medikamenten bis zur Akupunktur. Allein in der Bundesrepublik rechnet man mit mindestens drei Millionen chronisch Schmerzkranken, von denen etwa 400.000 schon seit fünf bis zehn Jahren in Behandlung sind. Doch eine ausreichende Versorgung dieser Patienten ist nach Meinung der Kongreß–Veranstalter praktisch nirgendwo auf der Welt gewährleistet. Dabei spricht auch volkswirtschaftlich alles für eine bessere medizinische Versorgung auf diesem Gebiet: Allein durch Schmerzen verursachter Arbeitsausfall, Frühinvalidität, Behandlung und Krankengeld belasten die USA gegenwärtig mit etwa 70 Mrd. Dollar. Für die BRD liegen keine Untersuchungen vor.