Meister Proper: Blendax - für den schärferen Biß

■ Die Mainzer werden vierte deutsche Tochter von Procter and Gamble / Zustimmung des Kartellamts nötig / Blendax hofft auf weltweite Expansion

Mainz/Cincinnati (ap/dpa/taz) - Das Mainzer Familienunternehmen Blendax wird von dem weltgrößten Wasch– und Reinigungsmittelkonzern Procter und Gamble übernommen. Wie die beiden Unternehmen am Dienstag in Mainz und Cincinnati im US– Staat Ohio mitteilten, steht lediglich noch die Zustimmung des Bundeskartellamts aus. Blendax soll als Hersteller von Zahnpasten und -bürsten sowie anderen Produkten der Körperpflege rechtlich und betrieblich unabhängig von den anderen drei Procter–Töchtern in der Bundesrepublik bleiben. Blendax und Zahnpasta gehören zu Mainz wie die Fassenacht. Von den Brüdern Helmut und Rudolf Schneider 1932 gegründet, konnte sich das Unternehmen schon sieben Jahre später damit brüsten, größter Zahnpastenhersteller in Europa zu sein. Blendax war nicht der erste Coup der Unternehmerfamilie im Mainzer Industriegebiet am Zollhafen: Zu Beginn des Jahrhunderts waren die Brüder bereits mit der von einem fetten Frosch präsentierten Erdal–Schuhcreme die wirtschaftliche Erfolgsleiter hinaufgeklettert. Während des Krieges wurden die Blendax–Produktionsstätten völlig zerstört, so daß erst 1949 die Fertigung wieder aufgenommen werden konnte. Blendax beschäftigt in der Bundesrepublik derzeit 2.000 Mitarbeiter, ist Marktführer bei Zahnpasten und hält auch bei Haarpflegemitteln und Badezusätzen einen hohen Marktanteil. Im Ausland hat das Unternehmen mit Tochtergesellschaften in Österreich, Frankreich, Belgien und Holland jedoch eine eher schwache Position. Seinen Umsatz gibt Blendax mit „mehr als 500 Millionen Mark“ an, wobei der Auslandsanteil bei 20 Prozent liege. Genaue Zahlen werden dem Willen der Gesellschafter gemäß nicht veröffentlicht. Neben dem US–Konzern haben sich auch andere internationale Unternehmen bereits seit etwa 20 Jahren um den Erwerb der Blendax–Werke R. Schneider GmbH bemüht. Der Preis für die jetzige Übernahme wird von den Beteiligten geheimgehalten. Mit Procter and Gamble hofft Blendax, einen finanzkräftigen Partner für eine weltweite Expansion gefunden zu haben. Die Geschäftsführung erklärte: „Wir sind so gut, daß wir in Deutschland kaum noch wachsen können“. Procter und Gamble mit Sitz in Cincinnati/Ohio ist der weltgrößte Waschmittelkonzern. Rund um den Globus werden mit Wasch– und Reinigungsmitteln, Körperpflegeprodukten, Arznei– und Nahrungsmitteln sowie Getränken im letzten Geschäftsjahr 15,4 Milliarden Dollar (rd. 28,5 Mrd. DM) umgesetzt. Die deutsche Tochter von Procter und Gamble setzte im Geschäftsjahr 1985/86 (30. Juni) mit 3.755 Mitarbeitern 2,1 Milliarden DM um. Zu den bekannten Produkten zählen Ariel, Dash, Rei, Sanso, Meister Proper, Lenor, Spüli und Pampers. Weil der Wasch– und Reinigungsmarkt in der Bundesrepublik infolge der Umweltdiskussion an seine Grenzen stoße, hat Procter und Gamble bereits seine Fühler in andere Bereiche ausgestreckt. Vor zwei Jahren wurde das Fruchtsaftunternehmen Dittmeyer (Marken Punica und Valensina) übernommen. Die GmbH hat wegen hoher Investitionen im letzten Geschäftsjahr einen Verlust von 66 Millionen DM ausgewiesen, ist inzwischen nach eigenen Angaben aber wieder in den schwarzen Zahlen. Für den deutschen Konkurrenten Henkel hat P&C durch Blendax eindeutig mehr Biß. geo