Solidaritätsdemos für Chilenen

■ Vier Solidaritäts–Demonstrationen für die Aufnahme der 15 Chilenen und gegen die Sicherheits– überprüfung bei chilenischen Flüchtlingen / Moderate Töne von den chilenischen Angehörigen

Von Axel Kintzinger

Hamburg (taz) - Etwa 5.000, darunter mehrere Hundert Chilenen, demonstrierten am Samstag in Hamburg für die Aufnahme der 15 von der Todesstrafe bedrohten chilenischen Gefangenen. Eine zweite zentrale Forderung war die nach sofortiger Abschaffung der nur noch für chilenische Flüchtlinge geltenden Sicherheitsüberprüfung für deutsche Behörden. Auch in Frankfurt, Tübingen und Freiburg fanden an diesem Tag Solidaritätsdemonstrationen für den chilenischen Widerstand statt. Auf der Abschlußkundgebung des Hamburger Zuges wünschte sich der Arzt und Historiker Karl– Heinz Roth eine „Sicherheitsüberprüfung“ für chilenische Of fiziere aus Militär und Polizei, die in der Bundesrepublik ausgebildet würden. Roth, der zeitweise auch in der Kopenhagener Klinik für Folteropfer arbeitet, verglich die in Chile nach dem Putsch errichteten Folterzentren mit den von den Nationalsozialisten in Polen, der UdSSR und anderswo gebauten Lagern dieser Art. Die Ähnlichkeit sei kein Zufall: Viele der von amerikanischen Geheimdiensten und dem Vatikan nach Südamerika geschleusten SS–Spezialisten seien am Bau der chilenischen Zentren beteiligt gewesen. Wie andere Sprecher vor ihm wies auch Roth darauf hin, daß sich in der BRD niemand anmaßen dürfe, über die Art des chilenischen Widerstandes zu urteilen. Im Gegenteil: „Der Widerstand in Chile kann auf revolutionäre Gewalt nicht verzichten.“ Moderate Töne kamen von Silvia Aedo, der Lebensgefährtin des von der Todesstrafe bedrohten Hugo Marchant. Sie dankte der Hansestadt Hamburg und „der Bevölkerung der Bundesrepublik für die herzliche Aufnahme“ der Angehörigen. Über die Gespräche mit Politikern aller im Bundestag vertretenen Parteien äußerte sie sich ebenfalls positiv. Die Angehörigen gingen „voller Zuversicht“ davon aus, sagte Frau Aedo, daß sich die Bundesregierung für die Gefangenen einsetzen und sie in die BRD holen würde. Der internationale Druck auf das Pinochet–Regime habe schon jetzt dazu beigetragen, daß die Verhängung der Todesstrafe für die 15 chilenischen Oppositionellen sich bislang verzögert habe.