Neofaschisten in Passau

■ Über 2.000 Alt– und Neonazis aus Südtirol, Österreich und der BRD versammeln sich am kommenden Wochenende in Passau / Demonstration gegen „Nazi–Tourismus“ geplant

Von Luitgard Koch

München (taz) - Bereits zum sechsten Mal wird die Nibelungenhalle in der Stadt Passau am Wochenende Schauplatz des größten Treffens rechtsextremer Gruppen in Mitteleuropa sein. Aufgerufen zu der Großkundgebung mit Trachtenkapelle und Fanfarenzug hat der Nationalzeitung–Herausgeber (DNZ) Frey und der Vorsitzende der Deutschen Volksunion (DVU), die 1971 von NPD– und CSU–Politikern, u.a. dem Münchner CSU– Vertriebenen–Funktionär Giel gegründet wurde. Mit rund 14.000 Mitgliedern ist die DVU die mit Abstand größte neofaschistische Organisation in der BRD. Verbindungen gibt es nicht nur zur NPD und ausländischen Neofaschisten, wie etwa der französischen „Neuen Rechten“ sowie italienischen Neofaschisten der MSI, sondern auch zu den bei den Bayerischen Landtagswahlen mit drei Prozent sehr erfolgreichen „Republikanern“. Ihr Generalsekretär Neubauer war Redakteur der DNZ. Die besondere Lage der Provinzstadt Passau nahe der österreichischen Grenze kommt den Rechtsradikalen gelegen. Eine der Hauptforderungen der DVU ist die Eingliederung Österreichs und Südtirols in ein neues großdeutsches Reich. Bei ihrer ersten Großveranstaltung im August 82 trat auch Nazischerge Oberst a.D. Hans Ulrich Rudel auf. Zwei Jahre später dozierte der britische Historiker David Irving, der die These vertritt, daß Hitler die Judenvernichtung weder angeordnet noch davon gewußt hat, über das Martyrium von Rudolf Heß. Kurz zuvor hatten die Österreicher dem Historiker, der denselben Vortrag auch in Wien halten wollte, als „Neonazi“ Einreiseverbot erteilt. Gegen das „braune Treiben“ hatten bereits 1982 Mitglieder des Passauer Vereins zur „Förderung des kulturellen Bewußtseins junger Menschen e.V.“ protestiert. Im Juni dieses Jahres initiierten die „Hauskabarettisten“, Bruno Jonas, Zimmerschied und Klaffenböck, die Passauer Theaterkneipe „Scharfrichterhaus“ gemeinsam mit der Geschwister– Scholl–Preisträgerin Anja Rosmus Wenninger eine Unterschriftenliste gegen das DVU–Treffen. Während das Stadtdekanat der katholischen Kirche geschlossen hinter den Initiatoren steht, mochten nur elf von 45 Stadträten ihre Empörung öffentlich machen. Am Samstag findet unter dem Motto „Kein Fußbreit für alte und neue Nazis“ um 10 Uhr auf dem Passauer Rathausplatz eine Demonstration statt.