Reagan flüchtet sich in die Verantwortung für Irangate

■ Reagan „wild wie eine Hornisse“ / Von der einen Hälfte des Skandals will er nichts gewußt haben, bei der anderen gebe es für seine Starrkörpfigkeit keine Entschuldigung / Zukunftsausblick: Vorwärts und schnell vergessen

Aus Washington Stefan Schaaf In einer überraschend offenen Fernsehansprache hat sich US– Präsident Reagan am Mittwoch abend zum ersten Mal seit mehreren Monaten zur Irangate–Affäre geäußert und dabei die politische Verantwortung für die meisten Aspekte des Skandals übernommen. Gleichzeitig versicherte er, die Affäre müsse nun überwunden werden, damit die Aufgaben der nächsten Zeit angepackt werden könnten. Die vergangenen neun Monate seien verwirrend und schmerzhaft für das Land gewesen; es gebe och Zweifel über die „Geschehnisse dieser ganzen Episode“. Er habe mit den Untersuchungen kooperiert und Antworten auf zahlreiche Fragen verlangt. Einige dieser Antworten habe er nicht gerne gehört, etwa, daß das Vorhaben einer diplomatischen Öffnung zum Iran zu einem Waffendeal verkommen sei und daß obendrein die US–Geiseln im Libanon darin verstrickt wurden. Seine Minister Shultz und Weinberger hätten mit ihren ursprünglichen Warnungen leider Recht behalten. Seine Besorgnis um die Geiseln sei zu eit gegangen und habe zu Fehlern geführt. Doch es gebe dafür sowie für seine Starrköpfigkeit keine Entschuldigung. Reagan erklärte, er habe von der Unterstützung der Contra durch dritte Länder sowie durch private US–Bürger gewußt und dies gutgeheißen. Doch habe er nichts von Gewinnspannen aus den Waffendeals mit dem Iran erfahren, genausowenig sei ihm bekannt gewesen, daß diese Gelder an die Contra geflossen seien. Poindexter habe falsch gehandelt, als er ihn zu schützen glaubte. „Kein Präsident sllte vor der Wahrheit geschützt werden, keine Operation sollte dem Oberkommandierenden verborgen bleiben.“ Er sei über das Geschehene „wild wie eine Hornisse“ gewesen. Doch die beste Therapie gegen Ärger sei Aktion. Für die letzten 18 Monate seiner Amtszeit gelobte Reagan, die Aufgaben fortzusetzen, für die er 1980 gewählt und 1984 im Amt bestätigt worden sei. Er forderte den Senat auf, als erstes die Nominierung des umstrittenen, weil erzkonservativen Richters Bork zum Obersten Gerichtshof zu besätigen. Tagesthema auf Seite 3 Kommentar auf Seite 4

„Hand am Colt“ - Schon 1953 wußte Ronald Reagan seinen Feinden das Fürchten zu lehren und das Volk zu beruhigen.Foto: ARD Filmredaktion