Undichte Stelle bei den Währungswächtern

■ VW–Skandal: Bundeskriminalamt durchsuchte Vorzimmer von Bundesbankchef Pöhl

Frankfurt (dpa/taz) - Das Bundeskriminalamt in Wiesbaden hat im Rahmen des Ermittlungsverfahrens im VW–Devisenskandal bereits am 4. August das Vorzimmer von Bundesbankpräsident Karl Otto Pöhl durchsucht. Die BKA–Beamten wurden auf einen Durchsuchungsbeschluß des Landgerichts Braunschweig hin tätig. Bei der Bundesbank hieß es auf Anfrage zunächst: „Kein Kommentar“. Anlaß für die Durchsuchung waren Vermutungen, daß eine der beiden Sekretärinnen Pöhls gegen Geld Informationen an den flüchtigen Devisenmakler Joachim Schmidt weitergegeben hat. Schmidt wird seit Monaten mit Haftbefehl gesucht. Auch die Wohnung der Sekretärin wurde durchsucht. Dabei wurden nach Angaben von Rethemeyer erhebliche Beweismittel gefunden. Gegen die Sekretärin Pöhls, die zu den Vorwürfen schweige, wurde ein Verfahren wegen des Verdachts der Bestechlichkeit eingeleitet. Auf die Spur der Frau sei man „beim Auswerten von Unterlagen und beim Nachvollziehen von Geldbewegungen“ gekommen, sagte Rethemeyer. Die Untersuchungen hätten ergeben, daß es Beziehungen zwischen Schmidt und der Sekretärin gegeben habe nach dem Motto „Geld gegen Informationen“. Wenn sich diese Meldungen bestätigen, hat die Pöhl–Mitarbeiterin ihren Qualifikationsvorsprung gegenüber Kolleginnen aus dem öffentlichen Dienst der Bonner Ministerial–Szene schon allein dadurch eindeutig unter Beweis gestellt, daß sie sich nicht mit den dort häufig üblichen emotionalen Zuwendungen abspeisen ließ. Der Wert der Informationen aus der Bundesbank ist für Währungsspekulanten unbestreitbar hoch: genaue Kenntnis über Interventionspunkte etwa zur Stützung des Dollars garantieren bei waghalsigen Spekulationen den richtigen Moment des Rückzugs vom Markt und damit sichere Gewinnmitnahmen. Das war das Muster der VW– Devisenschiebereien. Schmidt gilt als Hauptakteur bei dem Devisenbetrug, der die Volkswagen AG (Wolfsburg) um rund 480 Millionen DM schädigte. Zum Fall Schmidt sagte Rethemeyer: „Wir gehen nach wie vor davon aus, daß er flüssig und beweglich ist. Es gibt keinerlei Hinweis auf seinen Aufenthaltsort.“ geo