Erste Frauen beim Bundesgrenzschutz

■ Dreißig Stellen ab 1. Oktober / 1.000 Frauen bewarben sich darauf / Dienst mit Waffe, aber kein Einsatz im Verband

Von Gunhild Schöller

Berlin (taz) - Zum ersten Mal treten Frauen beim Bundesgrenzschutz (BGS) ihren Dienst an. Ab 1. Oktober beginnen 30 Frauen eine zweieinhalbjährige Ausbildung. Anschließend sollen sie im sogenannten Grenzschutzeinzeldienst eingesetzt werden, d.h. an den Grenzen Personen überprüfen und Durchsuchungen vornehmen. Nach Aussagen des Parlamentarischen Sekretärs im Innenministerium, Carl–Dieter Spranger, bewarben sich 1.000 junge Frauen auf diese Stellen. Wie ihre männlichen Kollegen werden die 30 Auserwählten Waffen tragen. Sie sollen auch die gleichen Aufstiegschancen haben. Allerdings werden diese Beamtinnen nicht im Verband, d.h. bei Großdemonstrationen zur Verstärkung der jeweiligen Länderpolizeien, eingesetzt. Sie sollen ausschließlich im Einzeldienst arbeiten. Nach Ansicht von Spranger wäre ein Einsatz bei Großdemonstrationen „zu gefährlich“. Die Länderpolizeien setzen allerdings seit langem auch Beamtinnen bei Demonstrationen ein. Der Bundesgrenzschutz ist die Polizei des Bundes mit ausgeprägtem militärischen Einschlag. Er soll die „innenpolitische“ Grenze sichern, die Bonner Ministerien und das Bundesverfassungsgericht. Unter Adenauer wurde Anfang der fünfziger Jahre der BGS als Vorlauf zur Wiederbewaffnung ins Leben gerufen. 1955 kamen die ersten Regimenter der Bundewehr prompt aus dem BGS. Im Rahmen der Notstandsgesetze beschloß die Große Koalition 1968, im Notstandsfall den BGS als Truppe im Innern einzusetzen. Seit 1972 ist dieser Einsatz auch dann möglich, wenn ein Bundesland den BGS zur Unterstützung der eigenen Landespolizei anfordert, etwa bei Großdemonstrationen. Diese Möglichkeit erfreut sich wachsender Beliebtheit: 1984 waren es sieben solcher Einsätze mit insgesamt 1.000 Beamten, 1986 bereits 70 Einsätze mit insgesamt 22.500 „Grenzschützern“.