Kanzler Kohl bei Waldheim zu Besuch

■ Kohl besuchte den österreichischen Bundespräsidenten in seinem Ferienhaus / Erstes Treffen eines westeuropäischen Regierungschefs mit dem ehemaligen Wehrmachtsoffizier Waldheim / Bundespräsidialamt schließt Weizsäcker–Besuch bei Waldheim nicht aus

Berlin (taz) - Als erster westeuropäischer Regierungschef ist Bundeskanzler Helmut Kohl am Donnerstag abend mit dem wegen seiner Verwicklung in Kriegsverbrechen heftig umstrittenen österreichischen Präsidenten Kurt Waldheim zusammengetroffen. Das dreistündige private Gespräch fand ohne vorherige Information der Öffentlichkeit im Ferienhaus Waldheims in Nußdorf am Attersee statt. Die Begegnung löste nach Agenturberichten am Freitag in Wiener diplomatischen Kreisen Überraschung aus, da die Bonner Regierung nun befürchten müsse, in den Sog der Waldheim–Affäre hineingezogen zu werden. Verkannt wird bei dieser Einschätzung jedoch, daß die Waldheim– Affäre sowieso auch eine innenpolitische Affäre für die BRD ist. Schließlich war Waldheim Angehöriger der deutschen Wehrmacht. Weder in Wien noch in Bonn wurden Angaben über den Inhalt des Gesprächs zwischen den beiden Politikern gemacht. In einer Stellungnahme des Bundespresseamtes wurde lediglich bestätigt, daß der Bundeskanzler Waldheim „aufgesucht hat“. Weiter heißt es, daß die beiden „seit Jahren nahe beieinander Ferien machen und sich jedes Mal ge troffen hätten, auch dieses Mal“. Zu Spekulationen, wonach bei dem Gespräch die Frage eines Treffens zwischen Waldheim und Bundespräsident Richard von Weizsäcker zur Sprache gekommen sei, hieß es im Bonner Bundespräsidialamt lediglich, daß es über den Inhalt des Gesprächs keinerlei Kenntnis habe. Fortsetzung auf Seite 2 Kommentar auf Seite 4 Hallo Leute! Hier kommt die 4–spaltige Montage rein, wenn ihr abschneiden müßt, dann von oben. Die dazugehörige Fotounterschrift im Kasten schneidet bitte sauber an den oberen Kanten aus und laßt sie ins Bild reinlappen. Dem King in den Shorts müßt ihr aus journalistischen Gründen die Beine amputieren. Das war auch schon das Schlimmste. Schönes Wochenende. Auch in Westdeutschland. Verwiesen wurde in diesem Zusammenhang auf eine Presseerklärung von Ende Juni. Darin heißt es: „Ein Staatsbesuch steht nicht auf der Tagesordnung.“ Da die Beziehungen zwischen Österreich und der Bundesrepublik jedoch freundschaftlich seien, entspreche es einer Übung, „daß die Staatsoberhäupter der beiden Nachbarländer über Amtswechsel hinaus zu informellen Begegnungen zusammentreffen“. Daran gedenke der Bundespräsident festzuhalten. „Ein Zeitpunkt steht bisher nicht fest.“ An diesem Stand habe sich nichts geändert. Wie in Wien am Freitag auch bekannt wurde, haben die österreichischen Botschaften in aller Welt jetzt das Weißbuch mit Dokumenten erhalten, durch das die gegen Waldheim erhobenen Vorwürfe wegen dessen Beteiligung an Kriegsverbrechen, darunter die Deportation der Juden von den griechischen Inseln nach Auschwitz, entkräftet werden sollen. Die Dokumentation, die bisher ausländischen Journalisten nicht vorliegt, wäscht Waldheim von „jedem Fehlverhalten“ rein und soll die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen widerlegen. Behauptet wird statt dessen, die Anschuldigungen seien manipuliert und Teil einer sorgfältig geplanten Kampagne gewesen. Zum Vor wurf der Deportationen heißt es, daß Waldheim sich zum Zeitpunkt von Planung und Durchführung der Deportationen griechischer Juden gar nicht in Griechenland aufhielt. Außerdem habe er eine untergeordnete Rolle gespielt und über keine Befehlsgewalt verfügt. mtm