Mehr Gags als Konsequenzen

■ Die ersten 100 Tage im Amt von Bundesumweltminister Klaus Töpfer wurden gebührend gefeiert/ Spektakuläre PR–Aktionen ohne sichtbare Konsequenzen / Als Molkeminister in der Bredouille

Ludwigshafen (taz) - Töpfer im Watt, Töpfer auf der Kommandobrücke eines Nordseekutters, Töpfer im Rhein 7,50 m tief, Töpfer im Solarmobil, Töpfer im Salzstock von Gorleben. Das sind beileibe nicht alle PR–Aktionen, mit denen sich der neue Bundesminister für Umwelt und Reaktorsicherheit, Klaus Töpfer (CDU), in den ersten 100 Tagen in seinem neuen Amt präsentiert hat. Lobeshymnen begleiteten ihn bei seinem Wechsel von Mainz - dort war er sieben Jahre lang erst Staatssekretär im und dann Chef des rheinland–pfälzischen Umweltministeriums -, nach Bonn. Der meist gutgelaunte CDU– Politiker kann nicht nur Pils in erheblichen Mengen verarbeiten oder kräftig zocken. Kompetenz unterscheide ihn nicht nur von seinem Vorgänger, sondern auch von den meisten seiner neuen Kollegen, hieß es unisono. Doch von PR–Gags bis zu konsequenter Umweltpolitik ist es auch für ihn noch ein weiter Weg. Fährt im U–Boot durch den Rhein und erklärt danach, dem Fluß ginge es schon wieder bestens. In Gorleben soll der atomare Dreck selbst nach dem Stolleneinbruch, der einem Arbeiter das Leben kostete, „sicher“ verbuddelt werden. Töpfer, so berichtet der Spiegel heute, lehnt es auch ab, das bereits fertige deutsch–österreichische Informationsabkommen über nukleare Störfälle auf das, wie von Österreich gewünscht, gesamte Gebiet beider Staaten gelten zu lassen. Statt dessen befürwortet der Minister eine Informationspflicht nur für Unfälle in Anlagen innerhalb eines 30 km breiten Korridors an der gemeinsamen Grenze. Da liegt kein AKW und die WAA schon gar nicht. Töpfers Engagement für den Raucherpfennig überdauerte nur einen Tag. Dann hatte ihn die Zigaretten–Lobby kleingeklopft. Als Molkeminister ist Töpfer inzwischen mehr in der Bredouille als sein Vorgänger Walter Wallmann. Und im neuen Kabinett geht es wesentlich härter zu als im gemütlichen Mainz. Den Berliner CDU–Kultursenator Volker Hassemer hat dennoch „der Mut und die Kraft“ des Kanzlers gewundert, Töpfer zum Umweltminister zu berufen. Nach der ersten Wahl von Wallmann hätte er das nicht mehr gehofft. Frohnatur Klaus Töpfer wäre nicht er selbst, wenn nicht hin und wieder gefeiert würde. Klar, daß er die rheinland–pfälzischen Journalisten zu seinem Hunderttägigen mal schnell zu einem Berlin– Trip einlädt, um das Ereignis auch gebührend feiern zu können. Und darin ist er mit Sicherheit kompetent. Felix Kurz