Schwabenstreich läßt Rommels Pläne platzen

■ Vergleichsverwalter zog Kaufvertrag für Nixdorfgelände zurück / Billigkauf von Bauland zahlte sich nicht aus / Ministerpräsident Späth nimmt Einfluß

Berlin/Stuttgart (dpa/taz) - Der Vergleichsverwalter einer kleinen schwäbischen Baufirma hat den Wirtschaftspolitikern im Stuttgarter Rathaus einen Strich durch die Rechnung gemacht: Er zog einen unter Druck abgeschlossenen Kaufvertrag zurück. Die Stadt Stuttgart hatte von der in Bedrängnis geratenen Baufirma Epple ein Gelände in Stuttgart–Degerloch erworben, um dort Platz zu schaffen für ein Forschungs– und Schulungszentrum der Firma Nixdorf. Im Dezember 1986 hatte die Baufirma, damals wirtschaftlich angeschlagen und in Vergleichsverhandlungen mit ihren Gläubigern, das Gelände zu einem extrem niedrigen Preis verkauft. Wie der Vergleichsverwalter Hans Ringwald feststellt, hat die Stadt ihre Positon seinerzeit voll ausgenutzt, um den Preis auf 16,6 Millionen Mark zu drücken. Die einheimische Baufirma wieder auf die Beine zu bringen, habe sie weniger interessiert als die Ansiedlung des auswärtigen Computer–Unternehmens. Dazu Ringwald: „High–Tech stand gegen Hohlblocksteine!“ Der damalige Preis liegt nach Ringwalds Worten jedoch weit unter dem tatsächlichen Wert des Grundstücks, den er zwischen 25 und 30 Millionen Mark schätzt. Im Vertrag zwischen der Stadt und der Baufirma steht eine Klausel, die den Rücktritt für den Fall erlaubt, daß bestimmte Baugenehmigungen nicht fristgemäß erteilt werden. Von dieser Klausel profitierte jetzt die Baufirma: Sie kündigte den Vertrag. Die bereits gezahlte Kaufsumme wird zurücküberwiesen. Für die Stadt und ihren Oberbürgermeister Manfred Rommel bedeutet dies eine arge Schlappe. Sie hatte bereits fertige Baupläne für den renommierten Computerhersteller in der Schublade. Man versprach sich 2.400 neue Arbeitsplätze. Der Firma Nixdorf erschien das Areal wegen der Flughafennähe besonders günstig. Gegen die Pläne der Stadt hatte es Widerstand von Anwohnern, aber auch von den Grünen im Stuttgarter Rathaus gegeben. Sie hatten auf die zusätzliche Verkehrsbelastung hingewiesen. Eine Mehrheit von CDU, SPD und FDP setzte dann aber die Nixdorf– Ansiedlung durch. Für den Vergleichsverwalter Ringwald geht es bei seiner Entscheidung „nur um die Finanzen“. Die Unruhe im Rathaus wie auch die Kritik des Stuttgarter Oberbürgermeisters Manfred Rommel läßt ihn kalt: Er habe an erster Stelle die Interessen des von ihm betreuten Unternehmens wahrzunehmen. Jetzt wolle er mit allen Interessenten in Ruhe verhandeln. „Heute läßt sich für das Gelände ein wesentlich höherer Preis erzielen, als dies noch vor einem Jahr der Fall war.“ Die Stuttgarter Stadtverwaltung sucht mittlerweile einen anderen Standort für Nixdorf. Dabei hat sich auch der baden–württembergische Ministerpräsident Lothar Späth eingeschaltet. Die Firma Nixdorf erklärte gestern, sie sei in Verhandlung mit allen Beteiligten. Man sei weiterhin an einer Ansiedlung in Stuttgart interessiert. nms