Hungen soll molkefrei bleiben

■ Das hessische Umweltministerium hat Bedenken gegen die Dekontaminierung des Molkepulvers in Hungen / Endlagerung in Untertagedeponie Herfa–Neurode ein möglicher Ausweg

Von Klaus–Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - In einer Pressemitteilung zur geplanten Dekontaminierung von 5.000 Tonnen radioaktiver Molke in Hungen hat der hessische Minister für Umwelt– und Reaktorsicherheit, Karlheinz Weimar (CDU), gestern erneut auf die „wasserrechtlichen Bedenken“ seines Hauses aufmerksam gemacht. Da in Hungen eines der größten Wasserwerke Hessens angesiedelt ist und das gesamte Umland quasi Wasserschutzgebiet sei, müsse trotz des unbedenklichen Dekontaminierungsverfahrens von einer „äußerst kritischen Genehmi gungssituation“ gesprochen werden. Es müßten andere Lösungen gesucht werden. Wie Weimars Pressesprecherin Christiane Kohl auf Nachfrage der taz erklärte, impliziere dieser „Hinweis“ eine Aufforderung auch an andere Bundesländer, sich zu engagieren. Auch Hessen sei sich seiner „gesamtstaatlichen Verantwortung“ bewußt. Insofern habe sich Minister Weimar bereiterklärt zu prüfen, ob es auch in Hessen andere Möglichkeiten zur Lösung des Problems Molke gibt. Weimar: „Eine dieser Überlegungen, die sich im Vorstadium der Prüfung befindet, ist die Frage, ob es möglich ist, die kontaminierte Molke in der Untertagedeponie Herfa–Neurode endzulagern.“ Eine endgültige Entscheidung über das Problem Molke obliege allerdings dem Bundesumweltminister, der „Herr des Verfahrens“ sei. Neben den wasserrechtlichen Problemen in Hungen habe der Bundesumweltminister auch mit baurechtlichen Problemen zu kämpfen, falls er auf Hungen bestehe. Das jedenfalls meinte der Hungener Bürgermeister Schied, der gleichfalls am Freitag darauf aufmerksam machte, daß das Moha–Werk in einem Gewerbegebiet und keinewegs in einem Industriegebiet angesiedelt sei.