Arabische Liga strebt Front gegen Iran an

■ Treffen der Außenminister in Tunis / Signale aus Teheran und Washington / Haltung Syriens beim Bemühen um einheitliche Position der Liga entscheidend

Berlin/Tunis (taz/afp/ap) - Pünktlich zum Auftakt einer Tagung des Ministerrats der Arabischen Liga in Tunis zum Thema Golfkrieg hat Irans Revolutionsführer Khomeini am Sonntag klargestellt, woher der Wind weht: Er forderte erneut Vergeltung für die „unverzeihliche Entweihung“ der heiligen Stätten des Islam im saudi–arabischen Mekka und rief die Gläubigen dazu auf, diese „Schande mit all ihren Mitteln, wo und wie immer sie wollen“, zu rächen. Die Erklärung Khomeinis dürfte die illustre Runde, die seit Sonntag abend unter Vorsitz des saudischen Außenministers, Prinz Saud al Feisal, geleitet wird, in ihrem Bestreben nach einer gemeinsamen arabischen Haltung gegenüber dem persischen Iran nochmals bestärkt haben. Saud al Feisal hatte bereits zuvor den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Iran gefordert. Zur Begründung führte er an, daß sich Iran nicht an die diplomatischen Gepflogenheiten halte. Zu den Weichenstellungen im Vorfeld zählt auch die Erklärung des iranischen Vizeaußenministers Mohammad Larijani, sein Land werde die UNO–Resolution zur Beendigung des Golfkrieges nicht annehmen. Er fügte jedoch hinzu, Iran sei bereit, bei Maßnahmen mitzuarbeiten, die der Region den Frieden brächten. Auf offene Ohren dürfte bei den arabischen Ministern demgegenüber eine Äußerung des stellvertretenden US–Staatssekretärs Richard Murphy gestoßen sein, der die Aussichten für die Verabschiedung einer zweiten Resolution durch den Weltsicherheitsrat als gut bezeichnete, die bei Nichtbeachtung eines Waffenstillstandes Sanktionen androhe. Zum Auftakt des Ministerratstreffens forderte der Generalsekretär der Arabischen Liga, Chadli Klibi, am Sonntag abend den Iran auf, sich an die UNO–Resolution zu halten. Zugleich verlangte Klibi, daß die Außenminister eine gemeinsame Strategie der bedrohten Sicherheit in der Golfregion festlegen. Kuwaits Außenminister Sabah al Ahmad plädierte für die Unterstützung eines jeden arabischen Landes, dessen Souveränität bedroht werde. Die Machthaber in Teheran haben wiederholt Drohungen gegen Kuwait ausgesprochen. Ob sich die traditionell zerstrittenen arabischen Staaten auf eine gemeinsame Abschlußerklärung einigen können, die über Allgemeinplätze hinausgeht, war bei Redaktionsschluß noch offen. Letztlich wird sich dies an der Haltung Syriens entscheiden, das, abgesehen von Libyen, als einziges Land dem Iran bislang noch die Stange hält. Der tunesische Außenminister Hedi Mabrouk sprach in dieser Hinsicht in einem Interview am Montag deutliche Worte: „Es ist Zeit für Syrien, sich darüber klar zu werden, daß sein einziger Platz in der arabischen Welt ist, und daß es nur eine Politik für das Land gibt: die Zusammenarbeit mit der arabischen und der westlichen Welt, mit der Welt überhaupt.“ Syrien unterhält enge Beziehungen zur Sowjetunion. Umgekehrt hatte der iranische Außenminister Ali Akbar Velayati die Hoffnung ausgedrückt, daß Syrien sich nicht dem Druck beuge und seine Unterstützung für den Iran aufgebe. Berichte aus Konferenzkreisen, nach denen Libyen sich mit Kuwait solidarisch erklärt habe, wurden vor diesem Hintergrund aufmerksam registriert. Die Minister unterbrachen am Montag mittag ihre Beratungen hinter verschlossenen Türen bis zum Abend, um den Entwurf einer Abschlußerklärung auszuarbeiten. Diese Unterbrechung der Sitzung weist darauf hin, daß die angestrebte Einheit gegenüber Iran nicht so einfach herzustellen ist. bs