Kurve kriegen

■ Ist die GAL in Hamburg am Ende?

Es ist noch kein Jahr her, da tönte es von der GAL, die SPD in Hamburg sei tot, den Grünen aber ginge es bestens. Heute stellt es sich umgekehrt dar. Die Sozialdemokraten halten sich beachtlich dank einer Klientel, die sich fast alles gefallen läßt. Und die GAL scheint am Ende. Offensichtlich aber noch nicht am Ende ihrer Illusionen. Da ist nun eine Truppe zerschundener schlechter Schauspieler an der Elbe vorzugsweise damit beschäftigt, sich gegenseitig die Schuld an der unaufgearbeiteten Wahlniederlage zuzuschieben. Während vormals aktive Mitglieder nun zu Hause bleiben, liefern sich Strömungsexponenten wackere Kämpfe um die richtige Linie. Der Wind kommt nun nicht mehr von achtern. Als die GAL neu war, war sie in der Öffentlichkeit gefragt. Als es keine stabilen bürgerlichen Mehrheiten in der Bürgerschaft gab, war sie in aller Munde. Als die Frauenfraktion neu war, erregte sie gar bundesweites Aufsehen. Das alles ist jetzt aus. Jetzt gibts nur zwei Möglichkeiten. Entweder man liefert der Presse noch ein mehrmonatiges Parteifinale und ist dann aus der Weltgeschichte abgetreten. Oder man kriegt die Kurve in den grauen Alltag einer hartnäckigen, aber an der Sache orientierten Opposition. Nur so ist die derzeitige Rathauskoalition aus altem Adel und neureicher Dienstleistungstruppe auf die Schmierseife zu führen. Reiner Scholz