Abrüsten

■ Die Aussöhnung zwischen Staat und ehemaligen Terroristen ist überfällig

Jetzt sind die politischen Parteien gefordert. Es wäre fatal, wenn die gleich abwinken würden, weil die Initiative von den Grünen ausging. Die Forderung Antje Vollmers an die politisch Verantwortlichen, die Aussöhnung des Staates mit den ehemaligen Terroristen zu betreiben, ist überfällig. Das gilt nicht allein für die SPD, sondern auch und gerade für die Christdemokraten! Zehn Jahre nach dem Herbst 1977, nach den Toten von Stammheim, der Ermordung von Schleyer, und ein Jahr nach dem Mord an Gerold von Braunmühl kann die Forderung nach dieser politischen Diskussion letztlich nur bedeuten, sie im Bundestag zu führen. Es wäre ein Anfang. Einen Sinn würde eine solche Debatte jedoch nur machen, wenn sie ohne billige Rechthaberei geführt würde, in dem Bemühen, die einstigen politischen Verbohrtheiten auf allen Seiten, die verpaßten Chancen einer politischen Lösung selbstkritisch zu beleuchten. Die Auseinandersetzung mit dem Terrorismus darf nicht der Justiz, Rebmann oder Zimmermann überlassen bleiben. Andernfalls droht die Gefahr, daß nach dem nächsten Anschlag wieder zynisch, voller Abscheu und Entsetzen oder mit dem Druck auf die Tränendrüse reagiert werden kann. Nötig ist eine De–Eskalation auf allen Seiten, letztlich eine politisch–ideologische und eine polizeiliche Abrüstung, die dann auch die Reste der RAF zum Nachdenken zwingen wird, zur Umkehr. Max Thomas Mehr