BMW feuert erneut Betriebsrat

■ Berliner Motorradwerk kündigt linkem Betriebsrat fristlos: der Maschinenarbeiter und Millionär habe Studium verschwiegen / Firmenleitung versucht seit vier Jahren ihn, und zwei andere Betriebsräte loszuwerden

Von Gerd Nowakowski

Berlin (taz) - Mit einer fristlosen Kündigung gegen den Betriebsrat des Berliner Motorradwerks von BMW, Peter Vollmer, hat die Unternehmensleitung jetzt eine neue Runde eröffnet, um den linken Betriebsrat loszuwerden. Jüngster Vorwurf: Der 47jährige Vollmer habe bei seiner Einstellung als Maschinenarbeiter verschwiegen, daß er Millionär ist und außerdem Architektur studiert hat. Vollmer wird von der Betriebsleitung weiterhin vorgeworfen, nach der Entlassung bei BMW Mitarbeiter wegen seiner Notlage um Spenden gebeten zu haben. „Vollmer hat sich an den Spargroschen seiner Kollegen bereichert. Um Schaden von unseren Mitarbeitern abzuwenden, mußten wir entsprechend handeln“, erklärte BMW–Personalchef Ziemen. Der seit acht Jahren bei BMW beschäftigte Vollmer ist als Erbe Miteigentümer einer Großdruckei und eines Lehrbuchverlags. „Ich will von eigener Hände Arbeit leben“, erklärt Vollmer. Deswegen habe er sein Erbe verschwiegen. Der von BMW angeführte Spendenbetrug sei „Unfug.“ Er will gegen BMW eine Strafanzeige wegen Verleumdung stellen. Die Spenden von Arbeitskollegen seien allesamt vom Solidaritätskomitee für die entlassenen Gewerkschafter für die Prozesse verwendet worden. Mit der Kündigung setzt sich eine seit vier Jahren andauernde Prozeßlawine mit über zwei Dutzend Kündigungen gegen die Gewerkschafter Vollmer, Knirsch und Köbrich fort, die bislang von BMW allesamt verloren wurden. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung der „Ketten– Kündigung“ nach einem verlorenen Prozeß hat sich das Bundesarbeitsgericht mit dem Fall beschäftigt. Daraufhin mußte BMW die drei Gewerkschafter wieder einstellen. Erneut durchführen lassen mußte BMW auch die Betriebsratswahl von 1984, nachdem die Betriebsräte der Geschäftsleitung massive Beeinflussung der Wahl nachweisen konnte. Im Juni hatte eine von BMW unterstützte Belegschaftsinititative mit einer Unterschriftenliste eine Amtsenthebung der drei IG Metaller angestrebt. Darüber wird das Arbeitsgericht Mitte September verhandeln. Vorwurf: die drei Betriebsräte hätten an einer DGB– Ausstellung teilgenommen, bei der auch die Nazi–Vergangenheit von BMW dargestellt wurde. Damit seien die Mitarbeiter beleidigt worden.