Q U E R S P A L T E Haufenweise Boykott

■ Die Ameisen–Volkszählung

Wer da glaubt, daß zur Zeit nur die biologische Spezies „homo sapiens“ via Volkszählung belästigt wird, liegt schief. Auch die sechsbeinigen Freunde der Gattung „formica rufa“ werden statistisch erfaßt, allerdings nicht von den freiwilligen und unfreiwilligen Zählern des Statistischen Bundesamtes, sondern von den Mitgliedern der „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ (SDW), die seit Mitte 1986 durch die hessischen Wälder robben. Erfaßt und kartiert werden die Waldameisen, insbesondere die kleinen roten, die als „Waldpolizisten“ für Ordnung in den sterbenden Wäldern zu sorgen haben. Doch wie im richtigen Menschenleben entziehen sich die Tierchen durch geschickte Tarnung ihrer „Haufen“ den neugierigen Blicken der zahlreichen Helfer der hessischen „Waldjugend“. Erst in 30 von insgesamt 110 hessischen Forstamtsbezirken wurden die Ameisenh die Volkszählung des Bundesamtes für Statistik, denn in beiden Fällen soll angeblich der „Lebensraum geschützt und erhalten werden“. Und wie bei den Deutschen im allgemeinen wird auch bei den kleinen roten Waldameisen besonderer Wert auf die „Vermehrung“ der Art gelegt. Klaus–Peter Klingelschmitt