Demos in Westbeirut gegen Wirtschaftsmisere

■ Die anhaltende Wirtschaftskrise im Libanon trieb Hunderte von meist jugendlichen Demonstranten in Westbeirut auf die Straße / Sie versuchten, auch die Zentralbank zu stürmen / Gewerkschaft und KP haben auch für heute zu einer friedlichen Demonstration aufgerufen

Aus Beirut Petra Groll

Am Freitag morgen kam es im Westteil der libanesischen Hauptstadt Beirut wieder zu gewalttätigen Demonstrationen gegen die anhaltende Wirtschaftskrise, den Kursverfall der libanesischen Landeswährung und gegen die Ankündigung verschiedener libanesischer Politiker, die staatlichen Subventionen für Petro– Produkte einzustellen. Gruppen von mehreren hundert Jugendlichen zogen durch die „Dahiye“, die aus fünf kleineren Stadtteilen bestehenden südlichen Vororte der Hauptstadt, sperrten die Zufahrtstraßen ab, plünderten Wechselstuben und versuchten, die Zentralbank zu stürmen. Die Demonstranten zogen auch zur einzigen Zufahrtstraße des internationalen Flughafens im Süden Beiruts, die sie für eine knappe Stunde blockierten. Milizionäre der Schiitenbewegung Amal lösten schließlich die Demonstration in den südlichen Vororten auf, indem sie in die Luft schossen und den Leuten befahlen, nach Hause zu gehen. Am Vortag hatten syrische Soldaten die durch den westbeiruter Geschäftsstadtteil ziehenden Demonstranten davon abzuhalten versucht, Banken, Geschäfte und Wechselstuben zu attakieren. Während die Demonstration vom Donnerstag nach einer Rangelei zwischen Benzinkäufern und syrischen Soldaten entstanden war, hatten vor allem die libanesische Gewerkschaft und die KP versucht, die aufgebrachten, meist jugendlichen Demonstranten politisch zu orientieren. Am Rande einer Demo, die vom „Mu seums“–Übergang zwischen Ost– und Westbeirut in den Stadtteil Unesco führte, erklärte Mohammed Kassem, Vorsitzender der libanesischen Lehrervereinigung und Mitglied der KP, man vermute „eine staatliche Organisation“ (also eine Geheimdiensteinheit aus dem phalangistisch kontrollierten Ostbeirut) hinter den Krawallen vom Vortag. „Wir wissen natürlich sehr wohl, daß für die große Mehrheit der Libanesen das Leben unerträglich geworden ist und den Leuten die Zukunftsangst bis zum Halse steht. Die Gewerkschaften haben den offenen Streik angekündigt, falls die Regierung - und damit meinen wir alle, die meinen, für irgendetwas in diesem Lande verantwortlich zu sein, ihre Drohung wahrmacht und die Subventionen einstellt. Wir befürchten, daß jetzt schon Provokateure unterwegs sind, die versuchen, die Wut vieler Leute auszunutzen.“ Für den heutigen Samstag haben KP und Gewerkschaften zu einer neuen Demonstration aufgerufen, sich im Voraus aber schon gegen jegliche Form der Gewalt ausgesprochen.