Abgeschobener Türke vor Gericht

Gegen den türkischen Gewerkschafter Ibrahim Öczan ist zu Beginn der Woche in Izmir der Prozeß wegen Beteiligung an einem Streik eröffnet worden. Er war Mitte Juli von der Ausländerbehörde Darmstadt–Dieburg in die Türkei ausgeliefert worden. Nach Auskunft der Bundestagsabgeordneten Hensel, die als Prozeßbeobachterin in Izmir war, droht Öczan eine Verurteilung von über zehn Jahren. Zudem sei er gleich nach Ankunft im Istanbuler Militärgefängnis gefoltert worden. Öczan hatte sich vor sieben Jahren in der Türkei als Mitglied des seit 1980 verbotenen Gewerkschaftsverbandes „disk“ an einem Streik gegen Massenentlassungen beteiligt. Danach flüchtete er Ende Juni mit gefälschten Papieren in die Bundesrepublik. Gleich nach seiner Ankunft stellte seine Anwältin bei der Ausländerbehörde einen Asylantrag, der zunächst auf ominöse Weise verschwand. Erst als Öczan am 14. Juli abgeschoben war, tauchte der Antrag wieder auf. R. V