Führende Bürgerrechtler in Südkorea verhaftet

■ 23 führende Oppositionelle sollen wegen ihrer Beteiligung in der Streikbewegung verhört werden / Auch am Wochenende kam es in Kwangju wieder zu Seoul (dpa) - Südkoreas oberste Polizeibehörde will 23 führende Bürgerrechtler verhören, die bei Streiks auf der Daewoo–Werft in Okpo im Süden des Landes Arbeiter aufgewiegelt haben sollen. Ein Rechtsanwalt des oppositionellen Dachverbandes „Nationale Koalition für eine demokratische Verfassung“ (NCDC) und ein Angehöriger der Oppositionsgruppe „Mintongyo“ wurden bereits festgenommen. Auch dem bekannten Bürgerrechts–Pfarrer Mun Ik Hwan, der erst im Juli im Rahmen einer weitreichenden Amnestie aus dem Gefängnis entlassen worden war, droht die erneute Verhaftung. In einer Erklärung der Polizeibehörde am Samstag hieß es, daß sich die Bürgerrechtler nach dem Tod des Daewoo–Arbeiters Lee Suk Kyu in die Arbeitskonflikte eingemischt hätten. Ihr Aufruf zu einem landesweiten Generalstreik aus Anlaß der Trauerfeiern für den Toten am Freitag sei ein „schwrwiegendes Verbrechen“. Auch der Versuch der Oppositionellen, Lee entgegen dem Willen seiner Familie auf einem Friedhof in der Stadt Kwangju zu begraben, könne ein Verstoß gegen entsprechende Gesetze sein, zitiert die Tageszeitung Korea Times Beamte der Seouler Staatsanwaltschaft. Angesichts des harten Vorgehens der Polizei gegen die jüngsten Demonstrationen in Seoul und anderen Städten Südkoreas hat sich das Verhältnis zwischen Opposition und Regierung des ostasiatischen Landes verschlech tert. as Oppositionsbündnis warf der Regierung am Samstag vor, die jüngsten Unruhen als Vorwand zu benutzen, um von den Demokratieversprechungen wieder abzurücken, die Präsident Chun Doo Hwan und sein Regierungschef Kim Chun Yul nach wochenlangen Demonstrationen Ende Juli zugesichert hatten. Die Regierung hatte am Donnerstag nicht näher definierte „Linke“ beschuldigt, die jüngste Streikwelle zu einem revolutionären Umsturz mißbrauchen zu wollen und Proteste verboten, zu denen die Opposition für Freitag au Anlaß der Beisetzung des bei einem Polizeieinsatz vor einer Woche getöteten Werftarbeiters Lee Suk Kyu aufgerufen hatte. Trotz dieses Verbotes waren in Seoul und mindestens fünf weiteren Städten des Landes Zehntausende auf die Straßen gegangen und hatten sich heftige Gefechte mit der massiv aufmarschierten Polizei geliefert. Nach Angaben der Behörden wurden landesweit 795 Personen festgenommen. Auch am Samstag kam es in der südkoreanischen Stadt Kwangju wieder zu Auseinandersetzungen zwischendemonstrierenden Jugendlichen und der Polizei, wobei ein Polizist verletzt wurde. Das Arbeitsministerium meldete am Samstag wieder 743 Streiks im ganzen Land.