Spanien: Offizieller Dialog mit der ETA

■ Regierungs–Vertreter geben Verhandlungen mit baskischer Widerstandsorganisation ETA erstmals zu / Amnestie gegen Waffenniederlegung? / Parteien im Baskenland zufrieden

Aus Madrid Jasmin Tan

Vertreter der spanischen Regierung und der ETA–Führung, die Kontakte zur Befriedung des Baskenlandes aufgenommen haben, versicherten am Sonntag, daß 400 ETA–Gefangene freigelassen werden, falls die Gespräche zur Aufgabe des bewaffneten Kampfes der ETA führen sollten. Umstritten waren demgegenüber die Frage der Eingliederung der Provinz Navarra ins Baskenland, die die ETA fordert, und die der Selbstbestimmung des Baskenlandes. Die Regierung hatte ver gangene Woche zum ersten Mal zugegeben, daß Kontakte zur baskischen Widerstandsorganisation ETA bestehen. Gerüchte über Gespräche zwischen der spanischen Regierung und der ETA waren seit Jahren immer wieder aufgetaucht, aber von beiden Seiten sofort dementiert worden. Als Verhandler hatte der ETA–Führer Txomin Iturbe gegolten, der im Februar bei einem Autounfall in seinem algerischen Exil ums Leben kam. Vertreter der ETA soll jetzt deren Chef Eugenio Etxebeste, „Antxon“, sein, der dem harten Flügel zugerechnet wird. „Antxon“ war Ende Juli von seinem Verbannungsort Ecuador nach Algerien, wo weitere Etarras leben, gebracht worden, um die Kontakte zur spanischen Regierung zu erleichtern. Die politischen Gruppierungen des Baskenlandes bezeichneten die Kontakte durchweg als positiv. Die der ETA nahestehende Parteienkoalition Herri Batasuna erklärte, schon das Eingeständnis der Kontakte sei zwar ein Fortschritt, die spanische Regierung werde aber letztendlich zu politischen Verhandlungen, die sie bisher ablehne, gezwungen sein.