Mannheimer Firma schickt munter Bromid und Chlorid in die Umwelt

■ Pyrolyse–Firma NE–Metall in der Schußlinie / Anwohner klagen über Gesundheitsbeschwerden / Hohe Bromid– und Cloridgehalte in Bäumen gemessen / Grüne fordern sofortige Stillegung

Aus Mannheim Felix Kurz

Die Pyrolyse–Firma NE–Metall auf der Friesenheimer Insel in Mannheim sorgt für Ärger. Jetzt hat auch die Chemische Landesuntersuchungsanstalt (CLUA) Karlsruhe erschreckend hohe Konzentrationen von Brom– und Clorverbindungen in Bäumen unweit des Betriebs nachgewiesen. Weil nach Meinung der Mannheimer Grünen Mensch und Fauna durch giftige Abgase des Unternehmens „erheblich gefährdet“ seien, fordern sie die „endgültige Stillegung“ von NE–Metall. Seit die Firma im vergangenen Jahr den Betrieb aufgenommen hatte, klagten Anwohner über Übelkeit, Erbrechen und Augenreizungen. NE–Metall verschwelt Leiterplatten aus Kupfer der Elektronik–Industrie. Diese Kupferplatten enthalten in der Regel aromatische Bromverbindungen als Flammenhemmer, und bei der Verbrennung des Abfalls entsteht nach Angaben des Grünen–Stadtrats und Professors für organische Chemie, Jürgen Rochlitz, „der ganze Zoo der Bromverbindungen“. Nachgewiesen hat das bereits im Auftrag der Grünen die Landwirtschaftliche Untersuchungs– und Forschungsanstalt (LUFA) Münster, derzufolge in Blättern einer Pappel direkt neben dem Werksgelände eine 125mal höhere Bromidkonzentration (2520 mg/kg) gemessen wurde als normal. Zudem wurden bis zu 4060 mg/kg Cloride in den Pappelblättern festgestellt. Die Ergebnisse der von der Stadt Mannheim beauftragten Analysereihe sind zwar nicht ganz so hoch, aber dennoch wertet Rochlitz sie als „wissenschaftliche Bestätigung“: Die neuen Werte seien in noch an den Bäumen hängenden Blättern gemessen worden, während die erste Untersuchung an bereits abgefallenen braunen Blättern durchgeführt worden waren. Auch bei der Stadt Mannheim hat man sich inzwischen zu der Formulierung durchgerungen, daß die neuen Ergebnisse die „Vermutung zulassen, daß die Emissionen der Firma und die erhöhten Chlor– und Bromgehalte der Blattproben in Zusammenhang stehen“. Wie die taz erfahren konnte, hat die Stadtsparkasse Mannheim unter Mitwirkung des Oberbürgermeisters Gerhard Widder (SPD) der Firma einen Kredit in Höhe von rund drei Mio. DM zur Verfügung gestellt, von denen erst ein geringer Betrag zurückgezahlt wurde. Möglicherweise sei dies ein Aspekt, warum Widder nicht auf eine Schließung des Unternehmens dränge, heißt es von informierter Seite. Gewinn in beträchtlicher Höhe ist bei NE–Metall mit Sicherheit zu erwarten, meint Jürgen Rochlitz. „Man will hier den in der Elektronischen Industrie anfallenden Sondermüll auf dubiosem Kanal verschwinden lassen.“ Geschäftsführer Dieter Kompenhans von NE–Metall erklärte der taz, die Bromide seien offenbar „mit einer Spritze auf den Baum gesprüht worden“.