Protest gegen Apartheid–Archäologen

■ Weltarchäologen–Kongreß trotz Protest mit Teilnehmern aus Südafrika eröffnet / Dritte–Welt–Länder boykottieren Tagung / Ministerpräsident Vogel verteidigt Teilnahme Südafrikans

Aus Mainz Rolf Gramm

Trotz heftiger Proteste gegen die Teilnahme von Wissenschaftlern aus Südafrika und Namibia wurde gestern in Mainz der 11. Welt–Archäologen–Kongreß eröffnet. Der Kongreß war im letzten Jahr eigens aus dem britischen Southampton in die rheinland– pfälzische Metropole verlegt worden, um die Teilnahme von Wissenschaftlern des Apartheid–Regimes zu ermöglichen. Das britische Organisationskomitee hatte sich geweigert, Archäologen aus diesen Ländern zuzulassen. Nach Angaben des Mainzer „Koordinationsauschuß für einen Wissenschaftsboykott Südafrikas“ nehmen die meisten Länder der Dritten Welt aus Protest nicht an dem Mainzer Weltkongreß teil. Ca. 50 Menschen protestierten gestern vor dem Kongreßgebäude gegen die Teilnahme von Wissenschaftlern aus dem Apartheidstaat. Bereits während der Vorbereitungen war der Mainzer Kongreß heftig umstritten. Unter Berufung auf eine UN–Resolution, die den kulturellen und wissenschaftlichen Boykott des Apartheid– Regimes verlangt, hatten die Mainzer SPD, der DGB, die Grünen, der AStA, kirchliche und Ausländergruppen sowie zahlreiche Wissenschaftler den Ausschluß südafrikanischer Archäologen gefordert. Ein Beschluß des Universitäts–Senats, der Tagung nur dann Räume zur Verfügung zu stellen, wenn „keine offiziellen staatlichen Vertreter“ teilnehmen, hatte nicht gegriffen, weil die Gelehrten angeblich nicht als offizielle Staatsdelegation, sondern als individuelle Wissenschaftler anreisten. Die meisten offiziellen Redner bei der gestrigen Eröffnungsfeier verteidigten wie der rheinland– pfälzische Ministerpräsident Vogel die Teilnahme der Südafrikaner unter Verweis auf die „akademische Freiheit“. Die Boykottbefürworter halten dieser Argumentation entgegen, daß von „akademischen Freiheit“ nicht die Rede sein könne, da die Entscheidung, Südafrikaner zuzulassen, gleichzeitig den Ausschluß vieler Wissenschaftler der Dritten Welt mitbeinhalte, die sich an die Boykottforderung der Vereinten Nationen gebunden fühlen.