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Hilfsgruppe für Leihmütter in USA gegründet

■ Feministinnen, Leihmütter und Gegner moderner Reproduktionstechnologien bilden eine Koalition gegen die Leihmutterschaftsindustrie / Ziel ist ein gesetzliches Verbot von Auftragsschwangerschaften / Betroffene Frauen sprechen von „Fortpflanzungs–Sklaverei“

Von Silvia Sanides–Kilian

Washington (taz) - Feministinnen, Leihmütter und Gegner der modernen Reproduktionstechnologien haben am Montag auf einer Pressekonferenz in Washington die Bildung einer amerikanischen Hilfsgruppe für Leihmütter bekanntgegeben. Die Leihmutterschaftsindustrie, so die feministische Autorin Gena Corea, habe bisher bestimmt, wie Leihmutterschaft in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Dies habe dazu geführt, daß Leihmutterschaft als eine für alle Parteien gewinnbringende Einrichtung angesehen werde und darüberhinaus als ein Akt der Nächstenliebe gilt, sagte die Autorin des Buches Muttermaschine. Die Leihmütter selbst, so Corea, seien bisher nicht öf fentlich zu Wort gekommen. Ziel der am Montag gebildeten Koalition von Feministinnen, Gegnern der modernen Reproduktionstechnologien und Leihmüttern sei es, diese öffentliche Auffassung zu korrigieren. Die Hilfsgruppe werde dafür sorgen, daß die Erfahrungen von Leihmüttern bekannt werden, Leihmutterschaft als Ausbeutung erkannt und letztendlich gesetzlich verboten werde. Drei Leihmütter kamen auf der Pressekonferenz zu Wort und berichteten von traumatischen Erlebnissen in Verbindung mit ihrer Leihmutterschaft. Sie verurteilten die Praxis der Auftragsschwangerschaften als „Fortpflanzungs–Sklaverei“ und berichteten über „beängstigende“ Erfahrungen von Leihmüttern in der Zeit nach der Geburt. Es sei „schlecht, die Gesetze der Natur zu vergewaltigen“, befanden sie. Mary Beth Whitehead, Leihmutter eines einjährigen Mädchens, hatte sich nach der Geburt des Kindes geweigert, das Baby dem Vater zu übergeben. Für diese Auftrags–Geburt hatte sie von den „Eltern“ zuvor 10.000 Dollar erhalten. In einem aufsehenerregenden Gerichtsprozeß war das Kind dem Vater zugesprochen worden. Ein Berufungsverfahren soll Mitte dieses Monats aufgenommen werden. Eine Leihmutter aus Michigan erklärte, daß sie durch die Bildung der Hilfsgruppe und den Whitehead–Prozeß nun auch den Mut bekommen habe, Sorgerecht für ihr fünf Monate altes Baby zu erstreiten. Eine mexikanisch–stämmige Frau berichtete, wie sie ohne ihr Wissen oder Einwilligung als Leihmutter mißbraucht wurde. In einem Telegramm, das auf der Pressekonferenz vorgelesen wurde, sprach sich Leihmutter Elizabeth Kane entschieden gegen Leihmutterschaft aus. Kane gilt als erste Amerikanerin, die einen Leihmutterschaftsvertrag einging.

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