Zahnpasta–Image mit Parodontose

■ Monitor und Öko–Test entdeckten in Zahnpasten schädliche Zusatzstoffe / Schäumungssubstanz NLS kann Karies und Parodontose erzeugen / Schadwirkung bei Kosmetikindustrie seit Jahren bekannt

Hamburg (taz) - „Das Ergebnis dieser Studie ist etwa so brisant wie die Entdeckung von Dioxan in Shampoos“, ist sich Dr. Dieter Wundram vom Katalyse–Institut für angewandte Umweltforschung sicher. Diesmal geht es um Zahnpasten. 18 Marken hat das Fernsehmagazin Monitor untersucht, 55 die Zeitschrift Öko– Test. Letztere kommt zu dem Ergebnis, daß guten Gewissens davon nur acht zu empfehlen sind. 38 Produkte stuft die Zeitschrift als „nicht empfehlenswert“ ein, überwiegend deshalb, weil sie Natriumlaurylsulfate - kurz: NLS, Handelsname: Texapon - enthalten. Natriumlaurylsulfat wird den Pasten, Gels und Zahnsalzen beigegeben, damit es beim Zähneputzen richtig schäumt und die Verbraucher ein spür– und sichtbares Wascherlebnis bekommen. Doch von den Nebenwirkungen spricht die Kosmetikindustrie nicht. Texapon ist ein Zellgift. Es kann „das Zahnfleisch zum Quellen bringen und ödematöse Veränderungen hervorrufen“, warnt Dr. Wundram, der Monitor und Öko–Test bei der Untersuchung wissenschaftlich beraten hat. Auch hätten Wissenschaftler, so Öko–Test, schon vor Jahren herausgefunden, daß der Stoff die Zähne für Säureangriffe anfällig macht. „Karies und Parodontose durch Zahnpasta“ lautet das griff ige Resümee des Magazins. Gesichert sei diese Erkenntnis schon lange, so Dieter Wundram, belegt würde sie durch Forschungsergebnisse der Kosmetikindustrie. Aus dem Hause „Henkel“, Marktführer bei Zahnpasten, stammt die Erkenntnis, daß Natriumlaurylsulfat schon bei einer Konzentration von weniger als einem Prozent gesundheitsschädlich sein kann. Bei 14 der 18 von Monitor getesteten Pasten wird diese Konzentration überschritten, das Zahnsalz Merfluan und das Pulver Edelweiß bestechen durch über fünf Prozent, das Zahncremekonzentrat Ajona bringt es auf satte 7,4 Prozent NLS. Und auch die Pasta der naturverbundenen Firma Weleda kommt nicht ohne Natriumlaurylsulfat aus. Frei von der waschaktiven schäumenden Substanz sind dagegen einige Marktführer wie Blend–a–med (aber nicht Blend–a–med Gel), Colgate (aber nicht das Gel) und Prodont med (von Aldi. Öko–Test fand jedoch noch andere bedenkliche Zusatzstoffe in den Tuben, darunter das Konservierungs– und Bakterienhemmittel Bromchlorophen (in Chlorodent M, Durodont und Vademecum 2), Chlorhexidin (in Lacalut aktiv) und Formaldehyd (in Emoform E und Stark Jod Kalikloar). Kosmetikexperte Wundram gegenüber der taz zu diesen „Wirkzusätzen“: „Sie sind überflüssig bis schädlich. Ein sauberer Zahn wird nicht krank, er braucht auch keine Wirk– und Wunderstoffe.“ Der Rat des Wissenschaftlers: Nur Bürste und Wasser für die Zähne. Michael Berger Übrigens: Falls ihr es noch nicht wißt, hier kommt dieser zombieähnliche Menschenschädel hin. Das Foto klebte, glaube ich, unter Seite 5 auf dem Bogen.