Schwarze Daimler–Arbeiter trotzen Kündigung

■ 2.800 südafrikanische Arbeiter ignorierten Ultimatum und drohende Massenentlassung / Managment scheute Entlassung und gab sich in Erklärung „enttäuscht“ / Seit vier Wochen Streik um Lohnerhöhungen / Weitere Verhandlungen am Freitag

Aus East London Chris Mabuya

Aus Angst vor zu erwartender rufschädigender Kritik hat die Firmenleitung des südafrikanischen Zweigwerkes von Daimler in East London trotz gesetzten Ultimatums 2.800 Arbeiter nicht entlassen. In einer Erklärung gibt sich das Management „enttäuscht“ über die Weigerung der seit vier Wochen streikenden Belegschaft, dem für gestern nachmittag 15 Uhr gesetzten Ultimatum nicht zu folgen. Die Arbeiter fordern einen Stundenlohn von fünf Rand (etwa 4,50 Mark), statt derzeit 3,50 Rand (3,15 Mark). Die Mercedes–Leitung hatte vier Rand (3,60 Mark) angeboten. Dieses Angebot zog die Werksleitung nun jedoch wieder zurück. Weitere Verhandlungen sind für Freitag anberaumt. Dennoch bsind landesweite Solidaritätsaktionen in anderen Autofabriken sind jetzt so gut wie sicher. Betriebsräte aus der gesamten südafrikanischen Autoindustrie hatten schon zuvor Solidaritätsstreiks beschlossen. Fortsetzung auf Seite 2 Im Rahmen der Kampagne „Lohn zum Überleben“ des Gewerkschaftsdachverbands COSATU soll am kommenden Wochenende ein Aktionsplan ausgehandelt werden. Die Verhandlungen mit Mercedes sind seit zwei Wochen festgefahren, nachdem die Firmenleitung ihr „endgültiges Angebot“ vorgelegt hatte. Danach sollten 188 Arbeiter, die zu Beginn des Streiks gefeuert wurden, wieder eingestellt, der Stundenlohn auf vier Rand angehoben und der Lohn nach einer Kürzung der Arbeitszeit angepaßt werden. NUMSA weigerte sich, dieses Angebot anzunehmen. In einem vom Mercedes–Personalchef Wally Gardiner unterzeichneten Brief an die Arbeiter heißt es: „Indem der Streik fortgesetzt wird, schaden Sie sich selbst und Ihren Familien. Jeder Streiktag bedeutet den Verlust eines Tageslohnes. Können sie diesen Verlust sich selbst und ihren Abhängigen gegenüber verantworten?“ Mercedes hat im Laufe des Streiks erhebliche Verluste hinnehmen müssen, obwohl die Werksleitung sich weigert, genaue Zahlen anzugeben. Doch bei vollkommener Stillegung der Produktion werden etwa 130 Fahrzeuge täglich nicht hergestellt, darunter Mercedes–Personenwagen, -Lastwagen und die kleineren Honda–Wagen, die unter Lizenz produziert werden.