Wildwest im Wildparkstadion

■ Karlsruher SC - 1. FC Kaiserslautern 1:0 / Turbulentes Spiel der Badener gegen die „Pälzer“

Aus Karlsruhe Felix Kurz

Alle Wege führen nach Rom, doch nur einer führt ins Karlsruher Wildparkstadion. Und der heißt auch noch Adenauerring. Je eine Stunde Stau auf Hin– und Rückweg war das Minimum für die Fans, die per Auto in die wunderbare Sportarena des KSC zum Bundesliga– Derby wollten. Daß bei dem Spiel der Badener (KSC) gegen die „Pälzer“ (Kaiserslautern) etwas geboten würde, lag in der Luft. Die 38.000 Zuschauer, von denen viele „vun de Palz“ angereist waren, sorgten zudem für eine Stimmung, wie man sie sonst eben im Fritz–Walter–Stadion in Kaiserslautern kennt. Prompt sprach KSC–Manager Carl–Heinz Rühl bei der Pressekonferenz auch von „Kaiserslauterer Verhältnissen, die wir uns schon lange gewünscht haben“. Selbst diese an sich wohlmeinende Äußerung brachte Hannes Bongartz, Trainer des FCK, auf die Palme. Eine miesere Laune hatte Bongartz nach einer 0:1–Niederlage wohl noch nie. „Nach so einem Spiel geht auch die beste Motivation verloren“, meinte er. Schiedsrichter Gabor brachte in seinem 150. Bundesliga–Spiel vor allem eine Farbe ins Spiel: Gelb. Achtmal griff er deshalb in seine Brusttasche. Drei Gelbe sahen die Karlsruher, fünf die „roten Teufel“. Natürlich mit von der Gelb–Party: Wolfram Wuttke und FCK–Keeper Gerald Ehrmann. Ehrmann hatte bereits in der ersten Halbzeit in seiner unnachahmlichen Art - „raus–aus–dem–Tor– und–dann–den–Gegner–umsäbeln“ - den Karlsruher Mittelstürmer Helmut Hermann umgetreten. Ohnehin hat man bei ihm den Eindruck, sein Spiel heißt „Black–out ist Trumpf“. Unvergessen noch sein Einsatz in der letzten Saison gegen Waldhof, wo der ausrastende Ehrmann mehrere Elfer verursachte. Die KSC– Fans waren mit dem FCK–Torwart schnell fertig. „Ehrmann, du Drecksau“, skandierten sie immer und immer wieder. Bei dem Spiel der beiden Erzrivalen kamen die Zuschauer auf ihr Eintrittsgeld. Viel Hektik, Kampf, Dramatik, Fehlpässe und Ballverluste, jede Menge versteckte Fouls, gute Mittelfeldstafetten und auch packende Torszenen aller Art. Aber Alexander Famulla im KSC–Tor hielt alles. Der dürre Ex–Pole mit den dünnen Spachtelbeinen bringt keinen Fußabstoß über die Mittellinie, aber er verrammelte an diesem Tag das Karlsruher Gehäuse für Wuttke und Co. Nur Milohad Pilipovic traf. Aber in Ehrmanns Tor. Die letzten acht Minuten ist die Dramatik kaum noch zu überbieten. Beide Trainer, Winnie Schäfer (KSC) und Hannes Bongartz, sitzen schon lange nicht mehr auf ihren Plätzen. Schäfer hat schon einige Kilometer hinter sich, als sein Kontrahent in der zweiten Halbzeit die Trainer–Bank verläßt. Immer wieder das bange Blinzeln auf die Uhr. Dann gehen die Hände hoch zum Kopf. Vor die Augen. KSC–Hermann soll eigentlich ausgewechselt werden. Doch das Spiel wird einfach nicht unterbrochen. Also tritt er schnell einen Gegner um, fängt sich eine gelbe Karte ein und kann endlich seinen Platz freimachen. Dann hackt Emmerling den KSC–Verteidiger Wöhrlin um. Der Szene folgt ein Handgemenge. Mit dabei Wuttke gegen Betreuer des KSC. Das Knäuel erkämpft sich letztendlich drei gelbe Karten. Alle für Kaiserslautern! Trainer Hannes Bongartz zu den Wildwest–Szenen: „Das sind auch nur Menschen, die normal reagieren.“ Eines scheint jetzt schon sicher. Dieser KSC steigt dieses Jahr nicht ab.