Lambsdorff–Dreher

■ Nach abgeschlossenem Japanbesuch: Einstige Vorbilder des Marktgrafen sollen nun selbst in die Hände spucken

Aus Tokio Uli Plate

Wie sich die Zeiten ändern. Als der damalige Wirtschaftsminister Lambsdorff 1980 aus Japan zurückkam, gab er noch am Flughafen seinen Eindruck zu Protokoll, daß die Deutschen einfach härter arbeiten müßten, um mit den Japanern Schritt zu halten. - Aufregung unter den Gewerkschaften. Doch das ist Kilimandscharo– Schnee von gestern: „Die Japaner müssen in die Hände spucken und sich an die veränderte Wettbewerbssituation anpassen“, sagte der Marktgraf jetzt Mitte der Woche am Ende seines sechstägigen Aufenthalts in Tokyo. Zwar sei die japanische Wirtschaft immer noch besser geeignet, sich auf den Höhenflug des Yen einzustellen als die deutsche auf die DM–Stärke, und die Japaner seien uns weiterhin überlegen in der schnellen Umsetzung von Innovationen in die Produktion, aber: „Es ist ja nicht mehr tragbar, wie hier gelebt wird.“ Lambsdorff, dessen Popularität in Japan ungebrochen ist, wies auf schwere Versäumnisse in der Sozial– und Wirtschaftspolitik hin. „Die Japaner müssen jetzt die Suppe auslöffeln, die sie sich mit der Konzentration auf den amerikanischen Markt eingebrockt haben“, sagte er, auch im Hinblick auf die amerikanische Geißelsucht gegen japanische Produkte. „Wünschenswert wäre es, wenn die Japaner ein wenig mehr internationale Verantwortung übernehmen könnten. Es ist ja ganz schön, Geld in die Länder Südostasiens zu transferieren, besser wäre es, die Länder hier ihr Geld verdienen zu lassen.“ Japan soll nach seiner Ansicht eine führende Rolle in der nächsten GATT–Runde spielen, wenn es darum geht, Importschranken für Agrarprodukte abzubauen.