Frankophonen–Gipfel in Quebec

■ Der zweite Gipfel französisch–sprachiger Länder versucht in Kanada, den Frankophonen der Dritten Welt die Schuldenlast zu erleichtern / Finanzielle Mittel fehlen für die Zukunft

Von Michael Thoss

Paris (taz) - Rund 200 Mio. Menschen, über fünf Kontinente verteilt, benutzen heute die „Sprache Molieres“, nur ein Drittel von ihnen lebt in Europa. Daß ihr Zentrum nicht mehr ausschließlich in Frankreich liegt, zeigte vom 2. bis 4. September der zweite Gipfel der Frankophonie im kanadischen Quebec. Dort versammelten sich 39 Länder und Regierungsdelegationen um einen Tisch. Eine zentrale Frage war, welchen Beitrag Belgien, Frankreich, Kanada oder die einen Beobachterstatus einnehmende Schweiz für den Abbau der Verschuldung und des technologischen Rückstandes der Frankophon–Länder in der südlichen Hemisphäre zu leisten bereit sind. Der Gastgeber Kanada ging mit einer großzügigen Geste voran und wandelte seine Entwicklungshilfe in Schenkungen um. Premierminister Chirac versprach längere Laufzeiten und niedrigere Zinssätze für Kredite, für die er sich auch bei Weltbank und IWF erneut einsetzen will. Auf den Prüfstein kamen auch bildungs– und medienpolitische Projekte, die auf dem ersten Gipfel der Frankophonie in Versaille vor 18 Monaten beschlossen worden waren, so z.B. der Anschluß von 35 Ländern an das französischsprachige europäische Satellitenprogramm PV5, das ab nächstem Jahr auch die US–Ostküste und Karibik erreichen soll, die Schaffung eines von allen Teilnehmerländern anerkannten Abiturs und eine Ver einheitlichung der Studiengänge in ihren 180 Unis. Für rund 30 Vorschläge, die ebenfalls auf dem Programm standen, dürften aber in Zukunft einfach die Mittel fehlen. Für die Entwicklung von Sprachcomputern, die Gründung eines internationalen Hörfunknetzes, einer Frankophon–Nachrichtenagentur oder die weltweite Verbindung aller Nachrichtenbanken sind die seit Februar 1986 bereitgestellten 240 Mio. Franc ein Tropfen auf den heißen Stein.