Konzentrierter Arbeitsplatzabbau

■ Die fünf Betriebsräte der Opel–Werke stimmten dem geplanten Abbau von bis zu 3.000 Arbeitsplätzen bis Ende 1988 zu / Kampfabstimmung in Bochum / Betriebsrat wollte Presse ausschließen / IG Metall hält sich raus

Aus Bochum Petra Bornhöft

Mit der Zustimmung der fünf Betriebsräte aus den Werken Rüsselsheim, Kaiserslautern, Berlin, Dudenhofen und Bochum wird die Adam Opel AG bis Ende 1988 2.000 bis 3.000 Arbeitsplätze streichen. Als letzte der Arbeitnehmervertretungen stimmte gestern die Mehrheit des Bochumer Betriebsrates (BR) einer entsprechenden Vereinbarung zu. Opel erkaufte sich das Wohlwollen der Betriebsräte mit der Zusicherung, keine Entlassungen vorzunehmen, sondern den „Abbau“ über eine neue Vorruhestandsregelung und die „übliche Fluktuation“ zu regeln. Tumultartige Szenen gin gen gestern der entscheidenden Abstimmung in Bochum voraus. Etwa 150 Arbeiter nutzen ihre Pause, um vom BR konkrete Informationen über die Opel–Pläne zu erhalten. Mit den Worten „Ihr verarscht uns bis auf die Socken“, verließen die Arbeiter den Raum. Danach setzte die Abstimmungsmaschinerie ein. Die 23köpfige Mehrheit lehnte es gegen 13 Stimmen ab, die Beschlußfassung auszusetzen bis zu einem Zeitpunkt nach der Betriebsversammlung Mitte des Monats. Weder die 17.500 Beschäftigten noch die 600 gewerkschaftlichen Vertrauensleute kennen die abgesegneten Vereinbarungen zwischen Opel–Vorstand und Ge samt–BR im Detail. Die berüchtigten Düsseldorfer McKinsey Unternehmensberater werden Rationalisierungsvorschläge entwickeln. Im Bereich der Angestellten und Zeitlöhner außerhalb der direkten Fließbandproduktion stehen allein in Bochum 1.200 zur Disposition. Etwa 600 Beschäftigte im Alter von 58 und 59 Jahren könnten vorzeitig ausscheiden. Diese Vorruhestandsregelung lehnte kein Betriebsrat ab. Doch die Minderheit wollte zumindest erreichen, daß Auszubildende übernommen, 196 befristete in unbefristete Arbeitsverträge umgewandelt und Ersatzeinstellungen zugesichert werden. Denn, so Betriebsrat Lothar Marquardt, „der ersatzlose Arbeitsplatzabbau läuft auf eine enorme Leistungssteigerung hinaus“. Gleichzeitig kritisiert die Betriebsratsminderheit, daß die Lage von 500 Beschäftigten aus der Polsterei völlig ungeklärt ist. Seit November letzten Jahres bereitet Opel die Vergabe von Fremdaufträgen vor. Ein entsprechendes Angebot des Betriebsrates (!) und des Bochumer OB Eickelbeck (SPD) an den Modekönig Steilmann lehnte dieser ab. Unterdessen enthielt sich die örtliche IG Metall gestern jeder konkreten Stellungnahme zu dem Coup der Herren Breuer und Perschke. Siehe Kommentar auf dieser Seite