Filmfestspiele vor dem TV

■ Jack Nicholson spielt grimassierend die Hauptrolle im letzten Film der Festspiele, doch Arno W. hat nur Augen für Cher / Claudia Cardinale mag keine Löwen

Aus Venedig Arno Widmann

Frauen gemeinsam sind stark. Wenn sie sich den Märchenprinz wünschen, so kriegen sie ihn und wenn der sich als Teufel entpuppt, so werden sie ihn auch wieder los. Das die Message des letzten Filmes der Festspiele. Er ist nicht im Wettbewerb, sondern läuft als special event. „Die Hexen von Eastwick“ heißt der Streifen, Regisseur ist George Miller. Der Märchenprinz und Teufel in mittlerer Position wird dargestellt von Jack Nicholson. Bei den drei Hexen habe ich nur Augen für Cher. Susan Sarandon spielt eine der anderen Hexen der amerikanischen Kleinstadt. Ein Märchen, das zwischendurch für Minuten immer mal wieder eine Horrorgeschichte mimt. Vor allem Nicholson fühlt sich zu jeder Grimasse ermutigt. Dazu kommen special effects: fliegende Frauen, auf drei Meter Größe anschwellende Gesichter, die im nächsten Moment wegschmelzen. Fast zwei Stunden dauert die Geschichte. Nein, nicht schlecht, aber doch eher verunglückt. Die schöne Middletown Parodie, mit der die Geschichte beginnt, gerät unterwegs in Vergessenheit. Die special effects ersetzen immer wieder das Drehbuch. Vielleicht bin ich ja durch Mamets doppelten Auftritt - als Autor von Brian de Palmas „the untouchables“ und als Regisseur seines Filmes „the house of games“ - verwöhnt, aber sich den Film vorzustellen, den er daraus gemacht hätte, steigert das Vergnügen erheblich. Hier wird nur noch gerätselt, wer den Löwen nach Hause trägt. Gestern abend um 19 Uhr - zu spät für die Ausgabe - wurde er offiziell in einer Gala–Veranstaltung bekanntgegeben. Der hier viel geschmähte Moloch Fernsehen hat die Show gekauft, überträgt sie live und hat für Exklusivität gesorgt. Die meisten Journalisten dürfen dem Ereignis nur am Fernsehen beiwohnen. Claudia Cardinale sollte den Löwen überreichen, aber sie hat abgelehnt. Sie erinnert sich noch zu deutlich an den Aufstand vor zwei Jahren, als sie in Salvatore Samperis „Claretta“ die Freundin Mussolinis spielte und Mitglieder der Jury, an prominenter Stelle Günter Grass, den Film als profaschistisch qualifizierten und verlangten, ihn vom Programm abzusetzen. Jetzt wird Virni Lisi den Sieger beglücken. Über ihn erst am Freitag in der taz.