Daimler will spalten

■ Wiedereinstellung der streikenden südafrikanischen Arbeiter?

Die Ankündigung von Mercedes Benz/Südafrika, heute mit der Wiedereinstellung der gefeuerten streikenden Arbeiter zu beginnen, mag wie ein Zeichen von Entgegenkommen und Kompromißbereitschaft wirken. Tatsächlich aber wird die Konfrontationsstrategie fortgesetzt: Durch selektive Wiedereinstellung versucht man, die Streikbewegung zu spalten und die Gewerkschaft aus dem Betrieb zu drängen. Wenn es dem Daimler–Management ernst wäre mit dem Bestreben, den Arbeitskampf in der südafrikanischen Filiale durch Verhandlungen zu beenden, hätte man erstens alle Streikenden wiedereinstellen und zweitens neue Verhandlungsbereitschaft über die Löhne signalisieren müssen. Beides ist nicht geschehen. Die Versuche der IG Metall und des Gesamtbetriebsrats, die Stuttgarter Konzernzentrale zu einem kompromißbereiteren Vorgehen im südafrikanischen Zweigwerk zu drängen, haben nichts gebracht. Dennoch ist die Ankündigung des Managements nicht allein ein Zeichen der Stärke gegenüber den Streikenden. Die Absicht, Teile der Belegschaft wiedereinzustellen, enthält das Eingeständnis, daß man auch in Südafrika nicht einfach eine fachlich qualifizierte Belegschaft komplett ersetzen kann. Und die Frist von zwei Wochen zeigt, daß das Daimler–Management selbst nicht glaubt, die Streikenden würden zuhauf an ihre Arbeitsplätze zurückströmen. Wenn es der Gewerkschaft gelingt, ihre Basis zusammenzuhalten, wird Daimler die Lohnblockade nicht mehr lange durchhalten können. Martin Kempe