Papst im Fettnapf - US–Behörde sauer

■ Papst unterstüzte vor 300.000 Messebesuchern in San Antonio, Texas, kirchliche Gruppen, die sich für Flüchtlinge engagieren US–Einwanderungsbehörde fordert Klärung vom Vatikan / Vatikan: Papst wollte nicht illegale Flüchtlingshelfer unterstützen

Berlin (dpa/ap/taz) -Offenbar gegen seinen Willen hat sich der Papst am Sonntag mit der amerikanischen Einwanderungsbehörde angelegt. Vor 300.000 vorwiegend hispanischen Gläubigen in San Antonio, Texas, hat er die über 200 kirchlichen Gruppen un terstützt, die illegalen Flüchtlingen aus Mittelamerika Schutz und Hilfe bieten. Am Montag hat die US–Einwanderungsbehörde dazu eine klärende Stellungnahme des Vatikans verlangt. Bereits zuvor erklärte ein Sprecher des Vatikans, der Papst habe nicht die Ab sicht gehabt, die „Sanctuary“–Bewegung ausdrücklich zu unterstützen. Die von Katholiken getragene „Sanctuary“–Bewegung versucht, politische Flüchtlinge aus Mexiko und Zentralamerika entgegen den Bestimmungen in die USA zu schmuggeln und unterstützt sie dort. „Sie haben versucht, angesichts schwieriger menschlicher, sozialer und politischer Realität Mitleid zu zeigen“, hatte der Papst zu den Hilfsgruppen gesagt, die zu seiner Freiluft–Messe nach San Antonio, Texas, gekommen waren. In Texas leben besonders viele - oft illegal eingewanderte - Flüchtlinge aus dem Süden Amerikas. Die US–Bischofskonferenz fordert, die Gesetze zu loc kern und den Flüchtlingen aus El Salvador und Guatemala entgegenzukommen. In seiner Predigt sprach der heilige Selbstdarsteller von der „Wanderung der Völker in den Norden“ und forderte eine „Arbeit der Versöhnung“. Die Papstäußerungen führten zu einer lebhaften öffentlichen Debatte in Texas und Kalifornien. Vor diesem Hintergrund kündigte ein Sprecher der Einwanderungsbehörde in Washington an, man wolle den Sachverhalt auf diplomatischem Weg klären. Kritik am Papst übte auch die israelische Presse. In seinem Gespräch mit Vertretern der jüdischen Gemeinde seien alle kritischen Fragen ausgeklammert worden. Der Austausch habe vor allem den Zweck gehabt, das Ansehen des Papstes in den USA zu retten, das nach dessen Treffen mit Kurt Waldheim angeschlagen sei. Zudem habe der Papst einen seiner Vorgänger, Papst Pius XII., „der über die Judenvernichtung durch die Nazis Bescheid wußte, aber geschwiegen hat“, in Schutz genommen. In Phönix, der nächsten Station der Papst–Reise, trat der Papst am Montag für Indianer und AIDS– Kranke ein. Vor 16.000 Indianischen Katholiken gestand er Fehler der Christen bei der indianer– Missionierung ein. In einer Ansprache vor Mitarbeitern des Gesundheitswesens forderte er zu Liebe und Mitleid beim Umgang mit AIDS–Patienten auf. nms