Die Grünen streiten weiter

■ Auch aus den Landesverbänden klingt der Kampf zweier Linien / Kuriose Interpretationen von AL in Berlin und GAL in Hamburg / Erregte Franktionssitzung in Bonn

Berlin (taz) - Nachdem am Montag Bundesvorstand und Fraktionsvorstand der Grünen in Bonn die Wahlergebnisse in Schleswig– Holstein und Bremen unterschiedlich interpretiert hatten, meldeten sich inzwischen viele Landesverbände mit eigenen Stellungsnahmen zu Wort. Auffallend daran ist die nach Flügelzugehörigkeit unterschiedliche, lediglich zur Bestätigung der jeweils eigenen Parteitaktik dienende Interpretation. In der Erklärung des bayrischen Landesvorstands wird das Bremer Ergebnis als „eine klare Bestätigung des realpolitischen Kurses der Grünen“ angesehen. Gleichzeitig heißt es zu Schleswig–Holstein: „Ursache dieses unbefriedi genden Wahlergebnisses ist das Fehlen einer klaren Wahlaussage der Grünen gegenüber der Sozialdemokratie... Der ebenfalls realpolitisch orientierte hessische Landesvorstandssprecher Schwarz mahnt, die Parteiführung solle damit aufhören, „die Schuld an Niederlagen einzig bei den anderen Parteien zu suchen“. Den gescheiterten Parteifreunden im Norden wirft Schwarz vor, „durch ihre windelweiche Bündnisaussage die Chance zum Machtwechsel vertan“ zu haben. Der Parteitag in Oldenburg müsse über Konsequenzen debattieren. Kurios die Einschätzungen aus dem Norden. Für den geschäftsführenden Ausschuß der AL in Berlin, äußerte Urs Müller–Plantenberg: „die Grünen haben bei den Wahlen in Bremen und Schleswig–Holstein zugelegt“. In der Tat: 1.000 Stimmen mehr in Schleswig– Holstein. Schon fast wie fehlgeschlagener Leihstimmenfang liest sich die GAL– Interpretation aus Hamburg: „In Schleswig–Holstein hat sich die Ausgrenzung der Grünen durch die SPD gerächt“ heißt es in der Stellungnahme der Bürgerschaftsfraktion. In Bonn tagte gestern die Bundestagsfraktion. Auf der Sitzung, die zu Redaktionsschluß andauerte, gab es heftige Anfeindungen zwischen den Exponenten beider Flügel. Morgen mehr.