Streitfrustett

■ Grüne Dissonanzen in der Fraktion

Das realpolitische Quintett im Fraktionsvorstand hat vergeigt. Die kleine Machtmusik, zum Jahresbeginn bei satter Realo–Mehrheit und einem guten Wahlergebnis verheißungsvoll angestimmt, mündet mißtönend in eine Endlosschleife; denn den meisten verstimmten grünen Abgeordneten fehlt das Temperament, daraus ein furioses Finale zu machen. Nicht zu vergessen die vielen, denen Realo–Soli auch nach dem dritten falschen Einsatz lieber bleiben als ökosozialistische Tutti. Daß die Grünen im Bundestag nicht die Verhältnisse zum Tanzen bringen würden, war nach der letzten Legislaturperiode ja zu erwarten; daß sie selber jetzt mehrheitlich derart konfus herumhüpfen, war aber doch unerwartet: Jeden Tag aufs Neue ist man versucht, den endgültig letzten Nachruf zu schreiben. Man läßt es nur deswegen, weil man - aus Erfahrung resigniert - ahnt, daß es noch schlimmer kommen kann. Jetzt konferieren die Vorstandsrealos also. Rücktritt oder nicht? Und dabei geht es, wie schon die ganzen letzten Wochen, nicht nur darum, um jeden Preis die Machtposition, von der aus sich so trefflich medienwirksam und letztlich unangreifbar realpolitisch agieren läßt, zu erhalten, sondern auch um das ganz persönliche Problem: Was wird aus uns, wenn wir nicht mal mehr ein Amt haben? Wo die Würde doch schon lange flöten gegangen ist. Weil das nicht zu klären ist, werden sie bleiben und auch noch eine vierte und fünfte Rüge aus der Fraktion mit bitterer Mine betroffen überstehen. Wir bitten: „Titanic“, übernehmen Sie. Die Vorstandsrealos: fünf „Erledigte Fälle“ aus dem Hochhaus im Tulpenfeld. Oliver Tolmein