Bonn: Parkhaus statt Synagoge

■ Streit um Erhaltung der Grundmauern der 1938 von den Nazis zerstörten Bonner Synagoge spitzt sich zu

Aus Bonn Ursel Sieber

In Bonn spitzt sich der Streit um den Erhalt der Fundamente und Kellerräume der ehemaligen Synagoge zu. Seit gut einer Woche hat das jüdische Ehepaar Gina und Michael Düllmann ein Zelt auf den Fundamenten der ehemaligen Synagoge aufgeschlagen, um die Bauarbeiten zu behindern. Auf dem Synagogenplatz soll ein Großhotel samt Tiefgarage hochgezogen werden. Als es am Dienstag abend plötzlich hieß, die Bonner Polizei wolle den Platz räumen, erhielt das Ehepaar Düllmann Unterstützung: Um fünf Uhr morgens belagerten etwa 50 Menschen zunächst den Bauzaun und besetzten dann kurzzeitig das Synagogengelände. Die Aktion wurde von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde, des Jugendrings, Pax Christi, den Grünen und der VVN getragen. Mit der Aktion soll ein sofortiger Baustop, die Restaurierung der Grundmauern und die Errichtung einer Gedenkstätte auf dem ehemaligen Synagogenplatz erreicht werden. Die letzte Forderung wurde bereits vor drei Jahren erhoben. Dennoch verkaufte die Stadt Bonn das Gelände am Rheinufer Ende 1985 an die Firma Holzmann. Erst bei den Ausschachtungsarbeiten für die Tiefgarage kamen die gut erhaltenen Fundamente und Kellerräume der Synagoge zum Vorschein. Die Stadt Bonn hat bisher eine Lösung angeboten, die die Überbauung der Vergangenheit nicht stört: Eine rheinseitige Mauer der Synagoge soll erhalten bleiben; die Umrisse der Synagoge sollen auf dem Boden der Tiefgarage nachgezeichnet werden. Am Dienstag bot Oberstadtdirektor Diekmann einer Delegation des „Vereins an der Synagoge“ an, statt der Gedenkstätte am authentischen Ort Räume im Kunstmuseum bereitzustellen. Die 1879 erbaute Synagoge wurde im November 1938 von den Nazis zerstört.