Report Moderation verboten

■ Chefredaktion des Südwestfunks entschied: Franz Alt durfte in seinem Magazin am Dienstag nur noch „Guten Abend“ sagen / Die Autoren waren gezwungen, selber zu stottern / Auseinandersetzung jetzt vor Gericht

Berlin (taz) - Es war eine Premiere ganz besonderer Art, die das ARD–Fernsehen am Dienstag abend dem Publikum präsentierte. Franz Alt durfte erstmals aufgrund einer Anweisung seiner Chefredaktion Report nicht mehr moderieren. Lediglich „Guten Abend“ durfte er sagen und die Themen ankündigen. Die Moderation mußten die Autoren der einzelnen Beiträge auf Veranlassung der Chefredaktion selbst übernehmen. So saßen denn sechs Gestalten vor der Kamera und stotterten ihre An–Moderation selbst ins Bild. Gegen ihren Willen übrigens. Sie seien jedoch mit dem Hinweis, „sonst laufen eure Filme nicht“, vom Südwestfunk dazu gezwungen worden. Von Alt selbst war am Dienstag kein eigener Beitrag vorgesehen. Alt, dessen Vertrag nach eigener Darstellung seit Juni einer Änderungskündigung unterliegt, hat am 1. Oktober einen Gerichtstermin, bei dem er gegen den „unzulässigen Eingriff in meine Rechte als Redaktionsleiter“ und gegen das neue Moderationskonzept vorgehen werde. Im Oktober geht es vor Gericht auch um die Frage, ob Alt seinem Intendanten einen „Kniefall vor der Atomlobby“ vorwerfen kann. Der Konflikt zwischen Südwestfunk Intendant Hilf und Report begann, als sich der einstige Report–Redakteur Wolfgang Moser in der Sendung verstärkt mit Fragen der Kernenergie auseinandersetzte. Hilf unterhält enge Beziehungen zur KWU und brilliert dort auch mal mit Festvorträgen. Der Intendant, einst Staatssekretär bei Helmut Kohl in Mainz, ist inzwischen Symbol geworden für den Filz zwischen Partei, Atomindustrie und öffentlichem Rundfunk. Die Auseinandersetzung zwischen dem CDU–Mann und seinem Redaktionsleiter, der ja bekanntlich auch CDU–Mitglied ist, geht jetzt in die Endphase, und sie wird vor allem vor Gerichten ausgetragen. mtm