Barschel gerät ins Trudeln

■ Barschel schließt Rücktritt auch gegen den Willen der CDU nicht mehr aus / Detektei will von der CDU Geld sehen

Aus Kiel Jörg Feltner

Schleswig–Holsteins Ministerpräsident Barschel hat erstmals einen Rücktritt wegen der Pfeiffer–Affäre nicht ausgeschlossen. Der Bild–Zeitung von heute sagte der CDU–Politiker: „Ich werde zurücktreten, wenn sich durch die Untersuchungen herausstellen sollte, daß ich in irgendeinem Punkt persönlich einen Fehler gemacht habe.“ Barschel hatte Stoltenberg seinen Rücktritt angeboten. „Wenn ich persönlich Fehler gemacht habe, trete ich auch gegen den Ratschlag meiner Partei zurück“, so Barschel im NDR. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann wäre er schon am Sonnabend nach der Wahl abgetreten. CDU–Landeschef Stoltenberg, wies dagegen am Mittwoch Spekulationen um einen Rücktritt von Barschel zurück. Zugleich erklärte Stoltenberg „definitiv“, daß er selbst für das Amt des Kieler Regierungschefs nicht zur Verfügung stehe. Stoltenberg traf gestern in Kiel mit dem FDP–Landesvorsitzenden Zumpfort sowie danach mit Barschel und seinen politischen Freunden zusammen. Auch die Koalitionsgespräche zwischen CDU und FDP werden fortgesetzt. Sechs Jahre hat der Kieler Regierungssprecher Gerd Benke die Journalisten mit seiner Zugeknöpftheit und seinem Schneckentempo genervt, nun will er endlich den Abgang machen. Wenn Barschel das von ihm verlange, sei er mit der Versetzung in den einstweiligen Ruhestand einverstanden, hat der 47jährige Staatssekretär gestern nachmittag gegenüber dpa erklärt. Fortsetzung auf Seite 2 Vorher hatte Behnke noch eidesstattlich bestätigt, daß Pfeiffer ihm wirklich von der Wanzenbeschaffung erzählt hat - er will das aber für völligen Quatsch gehalten haben. Keinen Pfennig will der CDU– Landesverband Schleswig–Holstein an die Detektei Harry Piel zahlen. Piels Rechnung über 11.000 Mark wollte CDU–Generalsekretär Rolf Rüdiger Reichardt gestern „unverzüglich“ zurückschicken. Ganz entschieden verwahre sich die CDU gegen „Unterstellungen“, sie habe Harry Piel, Reiner Pfeiffer oder sonst jemanden beauftragt, Björn Engholm zu observieren. Harry Piels Rechnung ging am 22.9. „an die CDU Schleswig– Holstein“ und bezog sich auf „Ihren Auftrag vom 24.1.1987“. Pfeiffers Name steht nicht auf der Rechnung, aber im Schreiben der Bremer Anwälte des Detektivs: Pfeiffer habe im Januar als „Pressesprecher CDU–Kiel“ den Auftrag erteilt, „Herrn Björn Engholm zu observieren“. Weil die Anwälte beim gegenwärtigen Stand der Affäre davon ausgehen, daß „von Ihrer Seite geltend gemacht wird, daß Herr Pfeiffer nicht in Ihrem Namen (des CDU– Landesverbandes, d.Red.) gehandelt hat“, solle die CDU doch bitte die Namen von eindeutigen Nicht–Auftraggebern nennen. „Jeden Tag denke ich an Rücktritt“, hat Uwe Barschel der Bunten gestanden. Schließlich könne er viel erfolgreicher für seine Ehre kämpfen, wenn er das als freier Mann nach seinem Rücktritt tue. Aber viele Menschen würden das als Schuldeingeständnis werten, bedauert Barschel noch zögernd. Die Bunte zitiert Barschel weiter: „Ich trage die Verantwortung“ für Pfeiffers Einstellung. In Kiel hieß es gestern abend, daß Barschel für heute einen großen Presseauftritt vorbereite.