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Große Nuklearkoalition

■ Zu den deutsch–französischen Manövern

Zu recht empört man sich in der BRD über den Konsens der französischen Verteidigungspolitik: die atomare Abschreckung als Heiligtum, das alle Pariser Aufrüstungsprogramme rechtfertigt, während andere über Abrüstung verhandeln. Heute aber zeigen die deutsch–französischen Manöver einen verteidigungpolitischen Konsens auch auf der anderen Seite. Für die konventionelle militärische Zusammenarbeit mit Frankreich stimmt derzeit eine Koalition von Dregger bis Lafontaine, die beängstigend an französische Verhältnisse erinnert. Die Bedeutung der deutsch–französischen Militärübungen ist für uns, die wir uns an manövrierende herbstliche Panzerkolonnen verschiedener Nationen gewöhnt haben, schwer zu fassen. Das Signal aber ist eindeutig, das Kohl und Mitterrand nach ihrem Händedruck über den Gräbern von Verdun nun über der Donau gaben: Die Vergangenheit ist bewältigt, die gemeinsame militärische Zukunft liegt vor uns. Das ist, derart zur Schau getragen, vor allem für eine französische Öffentlichkeit revolutionär, die lange Zeit ihre gesunde Skepsis gegenüber bundesdeutscher Politik zu bewahren wußte. Die Tatsache, daß französische Truppen nun unter Kontrolle der Bundeswehr im Einsatz waren, rückt sogar das große Dogma französischer Politik, den Primat der „nationalen Unabhängigkeit“, in ein neues Licht. Seit Reagan und Gorbatschow sich näherkommen, bastelt Paris intnsiver denn je an einer westeuropäischen Verteidigungsstrategie. Die Manöver an der Donau passen in diesen Rahmen. Unvermutet, stärker noch als zu Zeiten De Gaulles, droht die bundesdeutsche Verteidigungspolitik in den Sog des französischen verteidigungspolitischen Konzepts zu geraten. Georg Blume

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