I N T E R V I E W Fleming: Die Briten warens

■ Gerald Fleming, Mitglied der Waldheim–Historikerkommission, hat belastende Dokumente zurückgehalten. Das geht aus einem Brief an Simon Wiesenthal hervor. Fleming äußerte sich zum gestrigen taz–Artikel:

Fleming: Der in den gestohlenen Papieren angesprochene Komplex wird nun von den offiziellen Behörden hier im Rahmen unserer Kommissionsarbeit auf meine Initiative, das heißt auf Wunsch des Vorsitzenden der Kommission, offiziell bearbeitet. Selbstverständlich werden alle offiziellen Befunde zu diesem Komplex von mir der Kommission sofort vorgelegt und - wenn derartige Befunde bestehen - selbstverständlich im Rahmen des Gutachtens veröffentlicht. Ist das klar? taz: Warum haben Sie aber damals Herrn Wiesenthal deutlich gesagt, daß Sie mit dem Material nicht an die Öffentlichkeit gehen würden, obwohl es Herrn Waldheim eindeutig belastet? Damals war man sich des Komplexes noch nicht völlig bewußt. Inzwischen läuft die Untersuchung. Wenn man sich dieses Komplexes damals noch nicht bewußt war, wäre das dann nicht ein Grund gewesen, diese Dokumente erst recht der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen? Man mußte damals annehmen, daß weiteres hierzu bekannt würde und der gesamte Komplex dann sicher untersucht würde, wie er jetzt untersucht wird. Ich frage Sie immer noch: warum haben Sie diese Dokumente nicht auch der öffentlichen Diskussion zur Verfügung gestellt? Es handelt sich hier um den Dokumentenbestand aus dem englischen Bereich. Die dürfen nur bekanntgegeben werden, wenn die englischen Behörden hierzu eine Untersuchung gemacht und die Erlaubnis gegeben haben, daß alle diese Befunde bekanntgegeben werden. Herr Wiesenthal hat am Freitag bekanntgegeben, daß die Dokumente zu dem Zeitpunkt, zu dem Sie sie ihm zugeschickt haben, bereits veröffentlicht worden waren, vom deutschen Spiegel. Das ist mir nicht bekannt. Die Salzburger Nachrichten haben in einem Kommentar geschrieben: „Ob ein Mann, der ein noch so geringes Beweismittel zurückhält, tatsächlich geeignet ist, in einer Kommission mitzureden, deren Ergebnisse dazu führen sollen, Klarheit und Licht in ein Kapitel von Waldheims persönlicher Geschichte zu bringen...“ Die Salzburger Nachrichten können schreiben, was sie wollen, ich mache keinen Kommentar. Sie denken also nicht an einen Rücktritt aus der Historikerkommission? Ich denke überhaupt nicht daran. Das ist eine Unverschämtheit, so etwas überhaupt nur anzunehmen. Das Interview führte Antje Bauer