Streikbrecher in Südafrika ermordet

■ Zeitungen berichten von mindestens 22 Bergarbeiterm / Gewerkschaft NUM warnt vor unbewiesenen Vorwürfen

Johannesburg (taz) - Etwa 22 schwarze Bergarbeiter sind angeblich seit Beginn des dreiwöchigen Bergarbeiterstreiks am 9. August ermordet worden, weil sie sich nicht an dem Streik beteiligt hatten. Das gaben Sprecher verschiedener südafrikanischer Bergbaukonzerne in den letzten Tagen bekannt. Ken Maxwell, Vorsitzender der Gold– und Uranabteilung von Johannesburg Consolidated Investment (JCI), sprach am Mittwoch Abend von 33 ermordeten Minenarbeitern. Die Johannesburger Tageszeitung Business Day konnte in einer Umfrage bei den sechs grossen Bergbaukonzernen des Landes nur 22 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Streik bestätigen. Die schwarze Bergarbeitergewerkschaft NUM warnte indessen vor wilden und unbewiesenen Vorwürfen, die ein schlechtes Licht auf Gewerkschaft und Arbeiter werfen sollten. Die NUM will sich bemühen, weitere Einzelheiten über die Todesfälle zu sammeln. Der stellvertretende NUM–Generalsekretär,Marcel Golding, wies darauf hin, daß einige der von Maxwell genannten Bergwerke gar nicht von dem Streik betroffen waren. „Die Arbeiter haben schreckliche Angst“, sagte Maxwell. „Systematisch werden Leute ausserhalb der Wohnheime mit Macheten ermordet.“ Ein Sprecher der Polizei sagte allerdings, daß ihm kein koordinierter Plan zur Ermordung von Bergarbeitern, die sich nicht an dem Streik beteiligt hatten, bekannt sei. Es ist besonders schwierig, die Motive für gewalttätige Auseinandersetzungen in südafrikanischen Bergwerken festzustellen. Solche Vorfälle gehören in den großen Wohnheimen, wo Tausende von Männern auf engstem Raum zusammenleben, zum Alltäglichen. Spannungen zwischen Angehörigen verschiedener Stämme führen regelmäßig zu blutigen Kämpfen. Andererseits bedeutet die wachsende Militanz, daß Übergriffe gegen „Kollaborateure“ nur schwer von Gewerkschaftern zu verhindern sind. Hans Brandt