Erdrutsch in Kolumbien begräbt Slum

■ Mindestens 95 Tote in der zweitgrößten Stadt Kolumbiens, Medellin / Heftige Regenfälle für Abrutschen eines Berghangs verantwortlich / Über die Hälfte der Toten sind Kinder

Medellin/Kolumbien (afp) - Ein gewaltiger Erdrutsch hat am Sonntag ein Elendsviertel im Osten der zweitgrößten kolumbianischen Stadt, Medellin, unter sich begraben und dabei mindestens 95 Menschenleben gefordert noch vermißt, so daß die Zahl der Toten letztlich auf über 100 steigen dürfte. 150 Verletzte und tausende von Geschädigten wurden registriert. Infolge heftiger Regenfälle und der Ausweitung unterirdischer Wasserläufe war gegen 14.30 Uhr Ortszeit ein Teil des etwa 400 Meter hohen Hügels Pan de Azucar (Zuckerhut) auf das Viertel Villa Tina abgerutscht. In der Elendssiedlung wurden mindestens 100 Hütten zerstört. Mehr als die Hälfte der Toten sind kleine Kinder, die in einer der jetzt unter Erdmassen begrabenen Häuser an einem Kinderfest teilnahmen. Unter dem Scheinwerferlicht der Feuerwehr versuchten deren Rettungstrupps, Polizisten, die Zivilverteidigung, das Rote Kreuz und Freiwillige am frühen Abend die Trümmer beiseite zu räumen und zu Verschütteten vorzudringen. An die Bürger der Stadt erging der Aufruf, Schaufeln, Pickhacken und Motorsägen zur Verfügung zu stellen. Wie meist in solchen Vierteln mit improvisierten Behausungen gibt es keine genauen Angaben über die Zahl der Bewohner. Die Behörden rechnen aber mit über 100 Toten. Eine genaue Zahl wird erst in zwei bis drei Tagen genannt werden können. Das Leichenschauhaus der Stadt war am Sonntag abend von tausenden von Leuten überlaufen, die sich vergewissern wollten, ob sich unter den geborgenen Toten Verwandte befinden.