Bush für Freiheit - in Polen

■ Der US–amerikanische Vizepräsident sagt bei seinem Besuch in Warschau Finanzhilfen zu Kranz für Popieluszko niedergelegt / Oppositioneller vom Essen wieder ausgeladen

Berlin (afp/taz) - „Sein Beispiel inspiriert uns alle, weiter zu kämpfen für Freiheit, die freie Religionsausübung und die Erlaubnis, frei reden, schreiben und denken zu dürfen“, erklärte der amerikanische Vizepräsident George Bush am Montag vormittag bei seinem Besuch am Grab des 1984 von der polnischen Geheimpolizei ermordeten Solidarnosc–Priesters Popieluszko. Unter dem Jubel von Tausenden von Menschen, die trotz polizeilicher Absperrungen zur St. Stanislaus Kirche gekommen waren, um ihn und Lech Walesa bei der Niederlegung eines Kranzes zu sehen, hob er die Hand zum Vic tory–Zeichen und rief: „Für unsere und eure Freiheit.“ Daß der amerikanische Vizepräsident ein gespaltenes Verhältnis zur Freiheit eines seiner Landsleute hat, wurde jedoch am Sonnabend deutlich, als das bekannte Mitglied der Oppositionsgruppe „Freiheit und Frieden“ kurzfristig von einem Essen zu Ehren polnischer Oppositioneller ausgeschlossen wurde. Jacek Czaputiewicz wollte Bush nämlich einen Brief überreichen, in dem die polnischen Kriegsdienstverweigerer um die Freilassung des amerikanischen Kriegsdienstverweigerers David Sillon Kerley baten, der eine dreijährige Haftstrafe Kansas absitzen muß. In den Gesprächen mit der polnischen Regierung dagegen ging es um den Fahrplan für die weitere Normalisierung des Verhältnisses zwischen beiden Ländern. Polen erwartet von den USA weitere Wirtschaftshilfe sowie Unterstützung beim Internationalen Währungsfonds und für die Umschuldungsverhandlungen mit den Gläubigerbanken Polens. Bush hat nach polnischen Informationen eine Unterstützung Polens zugesagt, machte die Finanzhilfen jedoch von der Verwirklichung der geplanten Wirtschaftsreform abhängig. Dagegen sieht Staats– und Parteichef Jaruzelski die Wirtschaftsreform erst nach erneuten westlichen Krediten für verwirklichbar an. er