Es stirbt der Wald, es rutscht der Berg

■ Eine Studie des Heidelberger Umwelt– und Prognoseinstituts stellt weiter zunehmende Luftverschmutzung fest / Kiloweise Säurebelastung für jeden einzelnen Baum / Das Waldsterben wird weiter zunehmen

Aus Stuttgart Dietrich Willier

Sechs Zentner Schwefel– und Stickoxide wird jeder Bürger Baden–Württembergs bis zum Jahr 2000 schlucken. Zwei Kilo Säure pro Baum in den kommenden 13 Jahren dürfte dem deutschen Wald vollends den Garaus machen. Mit einer Hochrechnung aller statistischen Werte aus Bund und Ländern kommt das Heidelberger Umwelt– und Prognoseinstitut zu dem Ergebnis, daß, würden auch in Zukunft mögliche Maßnahmen zur Emissionsminderung ignoriert, Baden–Württemberg bis zum Jahr 2000 in rund 6,3 Millionen säurebildenden Luftschadstoffen erstickt. Allein drei Millionen Tonnen aber, so ein Mitarbeiter des Instituts auf einer gestrigen Pressekonferenz der Grünen, könnten durch technisch mögliche und wirtschaftlich vertretbare Maßnahmen zur Emissionsminderung eingespart werden. In den vergangenen drei Jahre, so der Mitarbeiter des Instituts, seien vor allem im Straßenverkehr und der Industrie trotz Steuerfrei heit für Katalysatorautos und sogenannt schadstoffarmen PKW nach Euronorm die Schadstoffemissionen weiter angestiegen. Sollten ausschließlich die bisherigen Maßnahmen beibehalten werden, so die Studie, würden allein die Stickoxidemissionen noch im Jahr 2000 auf demselben Stand wie 1983 bleiben, also bei 350.000 Tonnen. Nur beim Betrieb baden– württembergischer Kraftwerke, so hebt die Studie hervor, sei mittlerweile ein Rückgang der Emissionen zu verzeichnen. Trotz Neufassung der TA–Luft, trotz Großfeuerungsanlagenverordnung, so der Grüne Landtagsabgeordnete Gerd Schwandner, habe sich an der zunehmenden Emission vor allem durch Verkehr und Industrie nichts geändert, das Waldsterben sei nicht gebannt, sondern nehme vor allem in Hochlagen ebenso zu wie die Gefahren von Bodenerosion, Berg– und Erdrutschen. Hätten Bund und Länder schon vor Jahren das Luftreinhaltungsprogramm der Grünen angewandt, dann hätte allein in Baden– Württemberg die Emission von 200.000 Tonnen säurebildender Schadstoffe verhindert werden können, meinte dazu Gerd Schwandner. Die baden–württembergischen Grünen fordern deshalb erneut die Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 Stundenkilometer auf Autobahnen, von 80 Stundenkilometern auf Landstraßen und 30 in geschlossenen Ortschaften und die obligatorische Einführung von Katalysatoren bei Neuwagen. Außerdem soll die TA–Luft für den industriellen Bereich drastisch verschärft werden.