Aktionen der Friedensbewegung

■ Bonner Koordinationsausschuß begrüßt Mittelstreckenabkommen, sieht aber keinen Grund für abrüstungspolitische Pause / Deshalb gibts im Herbst vom Hunsrück bis Mutlangen Aktionen

Aus Bonn Charlotte Wiedemann

Mit diversen Aktionen an Raketenstandorten wollen Friedensgruppen in den nächsten Tagen darauf hinweisen, daß ein Zustandekommen des Mittelstrecken– Abkommens kein Grund ist, sich abrüstungspolitisch in den Lehnstuhl zurückzusetzen. In Mutlangen wird nach wie vor fast täglich die Alarmstellung der Pershing II geprobt, durch Hunsrück und Westerwald rollen die Cruise–Missile–Transporter. An diesen Standorten sowie der Pershing–2–Basis Kettershausen bei Neu–Ulm werden vom 2. bis 10. Oktober verschiedene gewaltfreie Gruppen Dauerblockaden organisieren. Im nordrheinwestfälischen Linnich wird die Bau stelle einer NATO–Kommandozentrale blockiert. Aktionen finden ebenfalls an den Pershing 1A– Standorten Landsberg (3. Oktober) und Geilenkirchen (17. Oktober) statt. Eine bundesweite Demonstration wie im vergangenen Jahr wird es in diesem Herbst nicht geben. Der Bonner Koordinationsausschuß begrüßt in einer Erklärung ein Mittelstreckenabkommen als „ersten Erfolg, der ohne den Einfluß der internationalen Friedensbewegung kaum denkbar gewesen wäre“, allerdings überwiegend „den fortlaufenden sowjetischen Zugeständnissen“ zu verdanken sei. Gleichzeitig wird aber auf die Aufrüstung durch see– und luftgestützte Cruise Missiles und die zielgenauen Trident–Raketen hingewiesen: „Wenn dies nicht verhindert wird, werden in einigen Jahren mehr atomare Mittelstreckenraketen in Westeuropa stationiert sein als heute.“ Die Ausklammerung der Pershing 1A aus dem Abkommen wertet der Koordinationsausschuß als „Präjudiz für einen Status der Bundesrepublik als Atommacht“. Um dem Griff zur deutschen Atombombe entgegenzutreten, wird ebenfalls zur Demonstration der Anti– AKW–Bewegung gegen die WAA am 10. Oktober aufgerufen. Wie sich die Reste der Friedensbewegung in dem Dilemma zwischen Abrüstungsabkommen einerseits und realer Aufrüstung andererseits weiter orientieren, wird eine bundesweite Konferenz am 28./29. November zeigen.