Der Judenretter

■ Über Versuche, Waldheim besser zu verkaufen

Kurt Waldheim, der „Hofburg–Freigänger“ (Profil), kann sich schon wieder an einem Staatsbesuch beteiligen. Am 23. November wird er Pakistan besuchen. Damit aber die Welt nicht glaubt, daß diese Reise etwas zu tun habe mit dem Anerkennungskampf eines uneinsichtigen Präsidenten, enthüllt der österreichische Außenminister Mock in New York, worum es bei diesem Staatsbesuch eigentlich geht: nichts weniger als die Rettung iranischer Juden stehe auf dem Spiel. Waldheim werde sich in Pakistan an Gesprächen „beteiligen“, die die Ausreise jener Juden nach Österreich erleichtern werden. Nur „Zyniker“ würden in diesen Gesprächen einen „Trick“ sehen können, das Ansehen des Bundespräsidenten zu verbessern. Und, bittschön, seien wir doch objektiv: Einerseits ist das Herumwühlen in der Vergangenheit eines honorigen Oberleutnants der ehemaligen deutschen Wehrmacht ein Manöver des Weltjudentums, anderseits die Rettung von Juden eine Herzenssache, für die man auch gerne so weit reist. Der Außenminister Mock praktiziert eine interessante Version der verfolgten Unschuld auf diplomatischem Parkett: als Handlungsreisender für seinen unverkäuflichen Präsidenten reist er dorthin, wo er die größten Marktschwierigkeiten sieht - in die USA. Den jüdischen Organisationen bietet er den Judenretter Waldheim an. Nur Zyniker mögen das unverschämt finden, wo ihm doch nichts anderes treibt als die Biederkeit. Mock trägt das gute Gewissen wie die Shorts beim Staatsbesuch in Jordanien. Waldheimisierung der österreichischen Außenpolitik: reden wir doch in aller Gemütlichkeit übers Vergessen. Klaus Hartung